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Langsdorf
Daß Langsdorf befestigt war, beweist das Siegel. Es wäre nicht ausgeschlossen,
daß Langsdorf im Mittelalter Tortürme von solcher Höhe gehabt hat. Vgl. Grü-
ningen. Wahrscheinlich aber haben wir es hier mit einer übertreibenden oder rein
symbolischen Darstellung zu tun. Über eine Befestigung im 16. Jhdt. und deren
weiteren Ausbau, auch über die Größenverhältnisse eines Tores geben uns die
Akten des Fürst-Solms-Braunfelsischen Archives in Braunfels, welche zwei Bitt-
gesuche betreffen, Auskunft!). Die Fälle erwecken zugleich unsere Teilnahme,
weil sie mit den beiden wichtigsten Wohnbauten des Ortes in Zusammenhang stehen.
Im Jahre 1559 will Konrad von Trohe, der Besitzer des „‚Herrenhauses‘‘, —
s. unten — den „Wächtersgang hinter seinem Hause‘ zubauen. Der Graf, so
behauptet er, habe es ihm erlaubt, er habe ihm sogar gestattet, den inneren Graben
zu schließen oder sonst zu gebrauchen. Nur müsse er eine Mauer errichten, und
zwar jenseits des Grabens — des inneren. Für den Wächter müsse ein Verbindungs-
weg wieder hergestellt werden. Eine Handzeichnung, Abb. 149, stellt den Zustand
dar, der vorgeschlagen wird und — wie aus dem anderen Fall hervorgeht auch
zur Ausführung gekommen ist.
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Ze Im Jahre 1604 bittet Phil. Gewend, der
1559
Besitzer des Hauses ‚Im Hegerich‘“, um Ab-
schrift des anno 1566 von der Kanzlei in
Braunfels aus Anlaß des von Troheschen
Bittgesuches gefertigten Briefes, nach dem
„derjenige, der an dem Haingraben etwas
inne ben Ian fal schleifen und dagegen eine Mauer in der
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2 a Höhe und Dicke, wie anbefohlen worden,
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aufführen lasse, alsdann den geschleiften
Platz als sein Erbeigen Gut einhaben, nutzen
und gebrauchen solle“. „Wie dann Joh. Ge-
ame „wende, mem Vater selis, sleich Konrad yon
e Trohne selig den Graben auf seine Kosten
Abb.149. Licher Pforte mit Anschluß 5
von Mauer, Graben und Wächtergang.
Nach einer Handskizze lassen‘, so erwartet er, daß Graf Otto
im Archiv zu Braunfels 1559.
hat schleifen und die Mauer aufführen
ihm einen gleichen Brief ausstellen werde.
Aus beiden Fällen ist zu entnehmen, daß vor 1559 zwei Gräben um den Ort
herumliefen. An der Innenseite des inneren Grabens war ein Wächtergang. Der
innere Graben wird allmählich preisgegeben, an seine Stelle tritt eine Mauer
auf dem Wall zwischen den Gräben — in der Außenflucht der Tore. Die Mauer
wird am Troheschen und Gewendschen Hause von den Anliegern errichtet
gegen Überlassung des inneren Grabens und — unter gewissen Vorbehalten —
auch des Wächterganges. Auf diesem muß in Zeiten der Not der Durchgang
gestattet bleiben (1616). Später — so berichten andere Akten des Archivs — wird
1) Mitgeteilt vom Fürstl. Baurat Seiler in Braunfels, dem auch die anderen archivalischen Mit-
teilungen über Langsdorf zu verdanken sind.
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gung
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