Bellersheim
BELLERSHEIM
Evangelisches Pfarrdorf s.ö. Gießen, s. Lich.
Bellersheim liegt im Zuge einer vorgeschichtlichen Straße, die von Schotten her
über Langd an den Übergang bei Trais-Horloff führt und in westlicher Richtung
nach Trais-Münzenberg, Eberstadt und Grüningen bzw. Holzheim—Lang-Göns
weiterzieht; die heutige Kreisstraße Trais-Horloff—Bellersheim— Trais-Münzen-
berg nimmt ungefähr den gleichen Weg. Ein anderer vorgeschichtlicher Weg
kommt von Muschenheim (Arnsburg) in südöstlicher Richtung über Distrikt
„Stirn“ und „Semetenbusch“, begleitet von Grabhügeln der Bronzezeit (Muschen-
heim Distrikt ‚„Hinterwald‘“, Bellersheim Distrikt „Hartfrost‘‘). — Im Distrikt
„Streubel‘“ finden sich schwache Spuren einer römischen Siedlung (Alteburg).
1.
769--878 Baldrares-, Baltratis-, Baldradesheim?). Später Beldirs-, Belders-
heim. Der Name bedeutet nach Weigand?) = zum Wohnsitze des Baldrät.
Die ersten bekannten Herren des Ortes waren die Dynasten von Arnsburg-
Münzenberg und deren Erben. Als die Brüder Philipp und Werner von Falkenstein
1271 die Zugehörungen des Schlosses Münzenberg teilten, fiel Bellersheim an
Werner?).- Nach Eröffnung der Falkenstein-Münzenbergischen Erbschaft teilten
die Brüder Bernhard II. und Johann v. Solms in den Jahren 1420—1436 das ihnen
zugefallene Gebiet, wobei Bellersheim mit dem Amt Hungen an Bernhard kam!).
Bei dieser Braunfelsischen Linie des Hauses Solms blieb der Ort auch in der Folge.
Seine ursprüngliche Zugehörigkeit zur Fuldischen Mark löste sich schon früh?).
Nachdem er innerhalb dieser Mark mit Berstadt, Wohnbach und einigen Wüstungen
eine kleinere Mark gebildet hatte, schlossen sich die Inhaber der Burgsitze und
die übrigen Besitzer zu einer selbständigen Markgenossenschaft, die aus 184 An-
teilen von gleicher Größe bestand, zusammen®). Das muß schon spätestens gegen
Ende des 14. Jahrhunderts geschehen sein, denn wir kennen einen Auszug aus
den Märkerdingprotokollen bereits v. J. 1419°).
Ebenso bildete Bellersheim sehr frühe einen eigenen Gerichtsbezirk; es wird
schon 1271 in dem oben erwähnten Teilungsvertrage als „Gericht aufgeführt,
1) Cod. Lauresh. II, Nr. 2949 ff., III, Nr. 3359, 37581.
2) Archiv VII, 311.
3) Archiv VIII, 241.
4) Rudolf Gr. Solms, Gesch. d. Hauses Solms S. 46 und ‚Rotes Buch
fol 219. Zuletzt Uhlhorn, Gesch. d. Grafen v. Solms im MA. 1931, passim.
5) Landau, Wettereiba 17.
6) Wetzlar, Nebenstunden 1115136.
?) Ebenda III, 162.
“ (im fürstl. Archiv Braunfels),
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