Anordnung
der Mauer-
türme
Tore
Stadtmauer
am Schloß
Lich
An den Knickpunkten der Stadtmauer Türme. Von ihnen stehen noch
im Südwesten ein runder Turm mit vollem Querschnitt — darin breite Schieß-
scharten —, im Nordosten ein rechteckiger Turm, nach innen offen. Außerdem
in dem geraden Stück der Nordseite Reste eines kreisförmigen Turmes. Ein Eck-
turm im Osten, im Grundriß korbbogenförmig, nach innen offen, wurde erst 1927
abgebrochen. Zur späteren Schloßbefestigung gehörte noch ein im Grundriß
trapezförmiger Vorbau an der Südecke. Wie die alten Zeichnungen angeben,
war er oben in Fachwerk ausgebildet. An dem Knick der Nordwestseite, wo jetzt
die Ziegelei steht, scheint kein Turm gestanden zu haben.
An der höchsten Stelle der Stadt erhebt sich jener gewaltige viereckige
Turm, der zugleich Wehr- und Wartturm und schließlich auch Kirchturm war.
Drei Tore waren vorhanden:
das Untertor im Süden, das Obertor im Nordosten und das Röthertor im Westen.
Ober- und Röthertor zeigen auf den Bildern des HD von 1545 und 1546 Türme
mit steilen Satteldächern und Ecktürmchen. Das Untertor zeigt einen etwas
niedrigeren Torbau von quadratischem Grundriß mit vier rund abschließenden
Giebeln — Renaissancegiebeln, die doch wohl erst im zweiten Viertel des 16. Jahr-
hunderts entstanden sein können, also kurz bevor die Zeichnungen angefertigt
wurden. Diesem Untertor war ein zweigeschossiger Torbau bis an den Grabenrand
vorgeschoben. Eine steinerne Brücke führte über den äußeren Graben, eine
Holzbrücke über die Wetter. Auch bei dem Röthertor läßt sich ein niedrigeres
Vortor annehmen. Über den äußeren Wassergraben führte hier eine Holzbrücke.
In den um 75 bis 100 Jahre jüngeren Zeichnungen Meißners und Merians ist
bei dem Untertor an die Stelle des zweigeschossigen Vortores eine Zwingermauer
mit rundbogiger Toröffnung getreten. An der östlichen Ecke des Zwingers, an die
Bastion sich anlehnend und sie überhöhend, steht ein Rundturm mit kuppel-
förmiger Haube. Diese neuere Befestigung wird bestätigt durch einen — leider
nicht datierten — Plan, der sich bei den Akten der Fürstlichen Rentkammer
befindet!).
Am Obertor (Laubacher Tor) nahe der Obermühle, dort wo die Wetter an die
Befestigung herantritt, ist zwischen Straße und Wetter ein besonderes Mauerstück
vorgeschoben, das an seinem nordwestlichen Ende in Verbindung mit einem Vortor
gestanden haben muß. An der Wetter endigt es mit einem halben Rundturm. In
der Mauer eine Rundbogenpforte. Über die Wetter selbst wölbt sich ein Bogen
von der Ecke der Obermühle aus.
1836 bis 1839 sind die Tore abgetragen worden.
Am Schloß war der mittelalterliche Mauerzug schon frühzeitig unterbrochen
worden. Aus dem Stadtplan gewinnt man den Eindruck, als sei die Mauer
‘) Im Stadtplan der Abb. 179 sind Untertor und Röthertor in Anlehnung an den erwähnten Plan
der Rentkammer, der dem 18.Jhdt. entstammt, eingetragen, das Schloß und seine Umgebung nach einem
im Schloß befindlichen Plan von 1797, der den Zustand ‚vor etlichen dreyssig Jahren‘, also vor dem großen
Umbau des Schlosses von 1766, wiedergibt (Abb. 219). Im übrigen ist die Stadtbefestigung soweit einge-
zeichnet, als sie sich für das 16. Jhdt. mit einiger Sicherheit noch feststellen läßt.