Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

   
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Bellersheim 
zur Herstellung der Kapelle Verwendung finden sollte. Auch ließ er eine neue Glocke 
an Stelle der alten, nächtlicherweile zerschlagenen und bis auf wenige Stücke ge- 
stohlenen anbringen!). 
Von kirchlichen Gefäßen berichten die Braunfelser Akten?) folgendes. Im 
Jahre 1573 beschlossen Quirin Riedesel als Oberbaumeister, Siefrid Riedesel, 
Schultheis Bastian Jeckel und der Pfarrherr zu Bellersheim mit Bewilligung des 
Amtmanns in Hungen, die Monstranz aus der Kirche an den Bürger und Gold- 
schmied Hans Arnold in Lich für 60 Gulden 3 Turnose zu verkaufen. Zwei Kelche 
im Gewichte von 2 Mark 12 Loth gingen für 22 Thaler (das Loth für 1, Th.) 
denselben Weg. Im Jahre 1622 wurde der beste von zwei vergoldeten Kelchen 
an Quirin Riedesel für 21 Gulden verkauft (‚wer es erlaubt hat, weiß man nicht‘‘). 
Der Verkauf oder Umtausch des anderen gegen einen geringeren silbernen scheiterte 
am Widerspruch des Amtmanns. — Im Jahre 1607 wurde ein Pfarrhaus erbaut. Die 
Kirchenbücher wurden 1622 gestohlen?). 
Bellersheim bot auffallend vielen adligen Familien, vermutlich meist Falken- 
stein-Solmsischen Vasallen, Wohnsitze®). Nach ihm nannten sich mehrere Familien. 
Die Freiherren v. B. sind ein ehedem in der Wetterau verbreitetes Geschlecht, 
das manchen Angehörigen an hervorragender Stelle gesehen hat. Bekannt sind 
u.a.einige Burggrafen von Friedberg?) und ein Komtur der Johanniter zu Nieder- 
weisel®). Ein anderes Geschlecht gleichen Stammes waren die Kolbendensel v. B., 
ein drittes die Groppo v.B.”). Endlich hieß ein Zweig der Freiherren Riedesel 
nach dem Ort. 
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ist diese Familie im Besitze der drei 
Burgen des Ortes, der Ober-, Mittel- und Unterburg. Zwei, die Ober- und die 
Mittelburg, waren bereits im 15. Jahrhundert vorhanden®). Eine von ihnen (die 
Mittelburg?) wurde von Henne v. Beldersheim, Werners sel. Sohn erbaut und 
1390 fertiggestellt?). Heute dient sie der Gemeinde als Schulhaus. Die Oberburg 
soll am äußeren Tor die Jahrzahl 1554 getragen haben. Wie sie, kamen auch die 
beiden anderen durch Erbgang und Verkauf zuerst in die Hände Riedeselischer 
Schwiegersöhne, sodann in fremden Besitz. Die Oberburg ist jetzt Eigentum des 
Fürsten von Solms-Braunfels, die Unterburg gehört einem Gewerbtreibenden!®), 
ı) Or.-Konzept von 1567 mit Dorsalnotiz von 1570 im Archiv zu Braunfels. 
?2) Im fürstl. Archiv. 
®) Schaum’s Repertorium d. Braunfelser Archivs IV, 545. 
*) In dem sog. „Roten Buch“ aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts im f. Archiv Braunfels heißt es 
auf fol. 219: „Item sin auch etliche rytterseße und gute daselbs eyn ziit mit underscheyde gefryhet nach 
lude der briefe davon... .“ 
5) Mader, sichere Nachr. von Friedberg, passim. 
6) Urkundenbuch d. Stadt Wetzlar T, 632. 
”) Vgl. K. Draudt, Familie v. Bellersheim (Darmstadt 1880) S. 4. 
8) Rotes Bucha.a.O.: ‚Item hat... grave Bernhart ein erbeoffnunge an beyden burgen zu Belders- 
heim nach lude der brieffe davon... .‘“ — Vgl.a. Draudt a.a.O. S. 6. 
°) Eine Abschrift der Urkunde, durch die Henne Burg und Haus Philipp v. Falkenstein, seinem 
„gnädigen Junker‘, mit dessen Hilfe er sie erbaut hat, öffnet, befindet sich im Archiv zu Braunfels, jedoch 
mit dem falschen Datum 1394. Es muß richtig heißen: Dat. a. d. millesimo trecentesimo nonagesimo, 
quarta feria (nicht nonag. quarto, feria) post dominicam Cantate (Mai 4). Danach ist Draudt a.a.O. 
S.5 u. 29 zu berichtigen. 
10) Über die verschiedenen Besitzer der Burgen vgl. Draudt a.a.O. S. 6, 7, 70. 
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