Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

   
Muschenheim 307 
sine unwichtigere vorgeschichtliche Verbindung, der „Schülerpfad‘, geht von 
dem Ort durch den „Vorderwald‘ nach Bettenhausen. Schließlich wird die Ge- 
markung in der Gewann „Brückfeld‘‘ von der Römerstraße Friedberg—Trais- 
Münzenberg—Arnsburg durchschnitten. — Südlich des Ortes an der „„Heerstraße‘“ 
liegt ein Megalithgrab ‚‚der Heilige Stein‘; im ‚„Vorderwald‘ befinden sich un- 
gefähr 40 Grabhügel (Bronzezeit—Hallstattzeit—Lat£nezeit), die sämtlich unter- 
sucht sind (Funde in Gießen); ein Grabhügel mit Steinkranz liegt offen. Drei 
Grabhügel sind im „Hinterwald‘, westlich der Gewann ‚Stirn‘. Römische Gräber 
und Mauerwerk liegen im ‚„Brückfeld‘‘ zwischen der Römerstraße und der heutigen 
Chaussee (bei km 1). Nordöstlich vom Ort sind auf dem ‚Kratzert‘“ Teile des 
Pfahlgrabens mit den Resten eines Holzturmes und eines Steinturmes erhalten. 
H. 
774 Muscanheim, 785 und 800 Muskenheim, 799 Moskenheim, 8.—10. Jahr- 
hundert Musgenheim, 1151 Muschenheim, 1321 Moschinheim, 1322 Muszenhem. 
Nach Weigand = zum Wohnsitze des Musco!). 
  
Wie viele Orte des Amtes Hungen gehört das Dorf zu den alten Ansiedlungen, 
deren Namen uns die Lorscher und Fuldaer Schenkungsregister aufbewahrt haben, 
und die gerade in dieser Gegend auf oder dicht bei römischen Befestigungen und 
Niederlassungen zu finden sind. So zieht auch bei Muschenheim ganz nahe in 
nordöstlicher Richtung die Strecke Arnsburg— Hungen des Pfahlgrabens vorüber, 
und kaum 10 Minuten nordwestlich liegt das Kastell Alteburg. Zahlreiche Funde 
und das römische Totenfeld weisen auf dichte Besiedelung hin. Mitten durch die 
Gemarkung geht in der Richtung auf Arnsburg die Römerstraße, die 1302 als 
alta strata und später, z. B. 1343, als Arnesburger straze erwähnt wird?). Im nahen 
Walde zeugen Hügelgräber von einer germanischen (La Tene-Zeit) oder älteren 
Bevölkerung. Vor dem Westrande des Vorderwaldes erhob sich ein im Jahre 1887 
beseitigtes Steindenkmal, der Heiden- oder Hexentisch, vielleicht eine uralte 
Kultstätte. Eine Viertelstunde entfernt, bei dem Wetterbergskopf, befindet sich 
der sog. Heilige Stein (Flurname 1369: under den heiligen steinen), den Kofler für 
ein Dolmengrab und das einzige in Hessen nachgewiesene Denkmal der jüngeren 
Steinzeit hielt?). Sein Name deutet darauf hin, daß das Volk auch bei ihm die 
Erinnerung an eine altheidnische Opferstätte bewahrt hat. 
Muschenheim ist allodialer Besitz der Herren von Arnsburg, der auf die 
Herren von Münzenberg, dann auf die von Falkenstein und von Solms vererbt 
wurde. Unter den Falkensteinern fiel er bei der Bruderteilung vom 16. Oktober 1271 
an Werner ]., bei der Teilung ihrer Erbschaft 1420 mit dem sog. Licher Drittel 
an Solms und bei den weiteren Teilungen zwischen den Brüdern Bernhard II. und 
Johann an den ersteren, den Begründer der Braunfelsischen Linie®). 
Bei der Teilung vom Jahre 1271 wird das Gericht Muschenheim genannt, 
das außer dem Dorf das in seiner Gemarkung liegende ausgegangene Wetter, 
2) Archiv V.II, 312. 
®) AUB 303 u. 709. 
°) Qubl. NF.1 (1891 —95) S. 392ff. und NF. 2 (1896 — 1900) S. 717f. 
4) R. Graf Solms, Gesch. d. Hauses Solms S. 46. 
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