308 Muschenheim
ferner Bettenhausen, Birklar und das ehemalige Dorf Arnsburg umfaßte!). Centgraf
und Schöffen des Gerichts treten in Urkunden sehr viel häufiger auf, als diejenigen
anderer Gerichte der Gegend, vielleicht Grüningen ausgenommen.
Die Kirche war Mutterkirche der Gerichtsorte, von denen Birklar in den
Jahren 1313—1316 und Bettenhausen zu unbekannter Zeit selbständig gemacht
wurden und eigene Pfarrer erhielten. Sie war Eigenkirche der Herren von Arnsburg.
Als Konrad von Hagen und Arnsburg im Jahre 1151 das Benediktinerkloster
Altenburg auf den Trümmern des Römerkastells gründete, übertrug er seiner Stif-
tung u.a. das Patronat der Kirche und kürzte den Klosterzehnten im Dorfe Arnsburg
zu ihren Gunsten. Mit der Aufhebung des Klosters und Überführung der Stiftung
in eine Cisterzienserabtei in Arnsburg ist auch das Patronat an das neue Kloster
gelangt, später aber wieder zurückgezogen worden, denn im Jahre 1270 übergiebt
Philipp I. von Falkenstein mit seinen Söhnen Philipp II. und Werner Pfarrei und
Patronat von neuem den Cisterziensern auf ewige Zeiten?). Dennoch und trotz
angeblicher päpstlicher Bestätigung hat schon Philipps I. Enkel, Pilipp III., das
Patronat wieder selbst ausgeübt und den Priester Friedrich auf die Pfarrstelle
gebracht. Er unterlag aber in dem Streit, der sich darüber entspann, und Friedrich
mußte auf den Spruch der Schiedsrichter hin weichen. Die Anerkennung des
’atronats durch Philipp (1321) ließ sich das Kloster durch Matthias von Mainz
am 4. Februar 1322 bestätigen?). In der Urkunde, in der es am 22. März desselben
Jahres zur Wachhaltung der Erinnerung an diesen geleisteten Dienst der Mainzer
Kirche 2 Pfund Wachs verspricht?), war aus dem Patronatrecht bereits die In-
korporation geworden, und diese wurde späterhin vom päpstlichen Stuhl mehrmals
bestätigt?).
Schon frühe waren an der Kirche zwei Priester tätig. Zwischen 1216 und
122 finden wir neben einander den Pastor Konrad und den Priester Gerung®).
Später mögen es nicht weniger gewesen sein, denn die Kirche hatte, wenn auch
ihre Filialen abgetrennt worden waren, doch nach und nach drei Altäre zu be-
dienen. Der älteste, der Nikolausaltar, war schon vorhanden, als im Jahre 1324
Angehörige der Ritterfamilie von Muschenheim der Mutter Gottes und Johannes
dem Täufer einen gemeinsamen Altar mit reichlichen Einkünften stiften”). Der
dritte Altar war der Maria Magdalena geweiht und wird 1462 erwähnt®).
Im 14. Jahrhundert treffen wir Beginen in Muschenheim. Eine Schwester
Demut die Klausnerin und ihre Nichte Judith werden 1341 genannt, dieselbe
!) Landau, Wettereiba, S. 73f.
?) Das Datum bei Scriba 0.315 und Supplica Solms contra Arnsburg. Beil. Nr. 40 ist falsch. Die
Urkunde s. AUB 129. Im Stiftungsbrief erhalten die Cisterzienser den Ort Arnsburg cum possessionibus
et omnibus rebus ad priorem abbatiam (sc. Altenburg) pertinentibus. In der Urkunde v. 1270 weist Philipp
auf die frühere Schenkung mehrerer Kirchen an die Klosterfabrik hin mit dem Zusatz „et eas quodam
malo instincetu revocaverint‘ (sc. nostri progenitores).
>, AUB 537 u. 548.
*) Würdtwein, Dioec. Mog. III, 78 Nr. 53.
5) AUB 1163 und Note.
®) AUB 66.
?) AUB 565.
®) AUB 1194.