Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
    
320 Niederbessingen 
dort die Reutwiesen auf einer Steinpackung und setzt sich südwestlich als „Heer- 
straße‘ nach Birklar—Muschenheim fort. Der mittlere Arm zieht über die Kolben- 
mühle an den Pfarräckern durch Nieder-Bessingen und südlich der Wetter an 
Mühlsachsen, dem Häuser Kopf, Stockwiesen, Klafterschlag und Höllenfritz 
vorbei nach Langsdorf. Ein dritter Arm der Straße geht an der Sommersmühle 
vorbei durch Ettingshausen und Ober-Bessingen nach Villingen. Bei den oben- 
genannten Pfarräckern und Bachäckern vereinigt sich mit dem mittleren Zweig 
eine von Münster kommende Straße. — Der ganze Geländestreifen (Acker und 
Wald) nordwestlich der Wetter zwischen dem Ort und der Peinmühle, besonders 
die Gewanne ‚„Ihomaswiese‘“ und ‚der große Gemeindewald‘‘, bietet so viele 
Fundstücke an Scherben und geschliffenen Steinartefakten, daß auf eine oder 
mehrere große neolithische Siedlungen geschlossen werden muß. In den Gewannen 
„Heideköppel‘, ‚Greinert‘“, ‚Thomaswiese‘“ und „der große Gemeindewald“ 
liegen Grabhügel der Bronzezeit, deren Aufwurf aus mit neolithischem Material 
durchsetzter Erde besteht. HH; 
Im 8.—10. Jahrhundert Bezzingestat, 1239 Bezingen, 1316 Bessingen inferior, 
Nieddernbessungen (!), Nidder Bessingen erst zwischen 1456 und 1449), sodann 
1454. Dagegen Oberbessingen bereits 1260; wo daher Bessingen allein genannt 
wird, ist in der Regel Niederbessingen anzunehmen. In den Urkunden, in denen 
beide Orte zusammen erscheinen, werden sie ohne Unterscheidung nebeneinander 
gestellt. 
In die Herrschaft Münzenberg gehörig, wird das Gericht Bessingen 1255 an 
die Herren v. Falkenstein und v. Hanau vererbt, die es einige Zeit gemeinsam 
besitzen. Hanau scheint seinen Anteil Falkenstein überlassen zu haben, denn 1271 
ist das Gericht Münster, mit dem das Gericht Bessingen identisch ist, ganz in 
Falkensteinischem Besitz?). Unter Solmsischer Herrschaft wurde es geteilt. Die 
Linie Braunfels erhielt Röthges und Niederbessingen, die übrigen Orte fielen an 
Lich?). Graf Bernhard II. verlieh die Vogtei in Niederbessingen an Werner v. 
Bellersheim. Der Ort bildete fortan mit Röthges, Nonnenroth und Villingen ein 
Gericht, das dem Amt Hungen zugeteilt wart). 
Über die kirchlichen Verhältnisse sind wir recht schlecht unterrichtet. Im 
Jahre 1316 erscheint Bessingen inferior als Pfarrkirche, denn ihr wird die von 
Münster abgetrennte Kirche in Oberbessingen unterstellt’). Dann, im Jahre 1482, 
wird Bessingen, womit nur Niederbessingen gemeint sein kann, als Filial der 
1) Rotes Buch Fol. 213 im Archiv Braunfels. — Scriba hält den in einer Schenkung Karls d. Gr. 
für das Stift Hersfeld v. J. 782 (Wenck II UB S. 11 Nr. 8, III UB S. 14 Nr. 13) genannten Ort Bereziezun 
oder Berinscozo im Lahngau für Bessingen. Das ist sicher nicht richtig; wahrscheinlich ist es Bernscheit 
im Lahngau — Bessingen gehört zur Wetterau. 
2) Das Gericht Münster war 1239 von Ulrich v. Münzenberg mit einem Hof in Bessingen und anderen 
Gütern und Einkünften zwei Herren v. Schweinsberg verschrieben worden. Von diesen mag es Falkenstein 
nach dem Antritt der Münzenberger Erbschaft eingelöst haben. (Archiv I, 286.) — Näheres über das Ge- 
richt s. bei Münster. 
2). Archiv. 1,28. 292.61. 
#) Rotes Buch Fol. 206. 213. im Archiv Braunfels. 
5) Urkunde im F. Archiv Lich.
	        
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