Niederbessingen. Nonnenroth 327
Fachwerk. Schnitzereien an den Eckpfosten. Vierteilige Fenstergruppe in vor-
gekragter Umrahmung (Fränkischer Erker) am Giebel. 1677. Abb. 256.
NONNENROTH
Filialdorf der evangelischen Pfarrei Villingen ö. Lich, n. Hungen.
Von der „Heerstraße‘“‘ (Gemarkung Langsdorf) zweigt die Birklarerweg-
Schneise ab und zieht in östlicher Richtung über Nonnenroth nach Ruppertsburg;
dieser vorgeschichtliche Weg vereinigt sich östlich des Ortes mit dem von Ettings-
hausen—Ober-Bessingen kommenden am „Hortzberg“. Die heutige Staatsstraße
Hungen—Nonnenroth—Röthges—Hessenbrücker Hammer— Grünberg folgt durch-
weg dem Zug einer alten Straße. Die im „Stückes“ liegenden Grabhügel sind
verschleift, am „Löhchen‘‘ (Nordseite) sind keine Gräber, sondern nur Aufwürfe
von Steinbruchbetrieb. RB.
1271 Nunrode, 1290 Lunrode, 1421 Nawenrode, 1486 Lunrode, 1504 Nurodelt).
Nonnenroth ist Bestandteil der alten Hersfelder Mark, die später in dem
Solmsischen Amt Hungen aufging?). Den Novalzehnten in Meßfelden, Eppelrode,
Celle und Nonnenroth erhielt 1290 der Hersfeldische Meier in Hungen, Ritter
Kraft v. Bellersheim, mit dem Meieramt vom Stift in Pacht).
Im ‚Jahre 1271 wird Nonnenroth als Gericht bezeichnet®), und 1523 werden
Schöffen „„Naraderß Gerichts‘ (Nonnenröther Gerichts) genannt, aber der Schult-
heiss wohnt damals in Villingen’).
Die Kirche war im Mittelalter Filialkirche von Hungen, hatte aber im 15. Jahr-
hundert ihren eigenen Pfarrer). Sie war dem Marienstift in Lich inkorporiert,
es ist jedoch unbekannt, wann dies geschah. In den Jahren 1482 und 1504 erscheint
sie als Beneficium dieses Stifts?).
Im 15. Jahrhundert besaß die Familie v. Sassen in Grünberg im Dorfe einen
Hof und Zinsen®). Der Hof ging von den Herren v. Windhausen zu Lehen. x.
Die Kirche mit ihrer Ummauerung, auf der Bergkuppe weithin sichtbar ge-
legen, bildet die Burg des Ortes. Ihr Turm ist ausgesprochener Wehrturm, hat
Schießscharten verschiedener Art. Auch der Kirchhof war befestigt.
Über eine Befestigung des Ortes durch Haingräben ist nichts überliefert, doch
ist sie anzunehmen.
Turm im Osten, spätromanisch, einst Chorturm einer mittelalterlichen Kirche.
Im Dachraum des Schiffes sind noch die Dachlinien am Turm festzustellen. Der
!) Weigand, Archiv VII, 297, erklärt den Namen aus ahd lunt = Wald, Hain, also = Rodung zum
Hain, im Wald.
?) Das Nähere bei Hungen.
3) Archiv I, 288 Nr. 4.
4) Archiv VIII, 240.
5) Landau, Wettereiba S. 62.
6) Würdtwein III, 11. 86.
?) Ebel BHKG III, 21. 39.
®) Archiv VII, 117. — Anal. hass. VII, 109.
Befesti-
gung
Kirche