406 Villingen
Latene-Siedlung. — Grabhügel liegen südlich vom „Hohen Roth‘, westlich der
Bahn Hungen—Laubach an der Schnittstelle mit dem alten Weg nach Laangsdorf
(Punkt 168,7) sowie im Distrikt „Der Hohe Berg‘ nördlich von Ruppertsburg.
Die zahlreichen kleinen Hügel im Distrikt „Der Buchwald“ sind Lesesteinhaufen
aus neuerer Zeit. H.
1343 Wilden, 1353 und später Vildeln, auch Fyldeln, 1486 Villiln = zu den
Feldchen!).
Im sog.roten Buch (Salbuch der Grafschaft Solms-Braunfels, 1436—1449
angelegt) im Archiv zu Braunfels?) wird Villingen mit Hungen, Langsdorf, Nonnen-
roth, Zelle und Meßfelden rechtlich gleich gestellt. Daraus ergiebt sich seine
Zugehörigkeit zu der Hersfelder Mark, die 1403 von Falkenstein käuflich als
freies Eigentum erworben wird und bei den Solmsischen Teilungen der Braunfelser
Linie zufällt.
Der Ort kommt urkundlich nicht früher als gegen die Mitte des 14. Jahr-
hunderts vor. Sein Gerichtsort ist Hungen bis 1423, in welchem Jahre er ein eigenes
Gericht erhält. In den Jahren 1522 und 1523 findet sich dort auch ein Schultheiß?).
Kirchlich war Villingen ein Filial der Pfarrkirche in Hungen, hatte aber im
15. Jahrhundert seinen eigenen Pfarrer‘). Da das Dorf zu den jüngsten der Gegend
gehört, ist nicht unwahrscheinlich, was Kellner’) als Überlieferung von seinem
Verhältnis zu Meßfelden®), einem ausgegangenen Ort der Hersfelder Mark zwischen
Hungen und Langsdorf, erzählt. Danach hätten die Villinger ihren Kirchstand
zu Meßfelden gehabt und auch dort ihre Toten begraben. Unterstützt wird diese
Erinnerung durch den sog. Totenweg, der in gerader Richtung von Villingen
durch den Wald nach der Stätte des ehemaligen Meßfelden führt. Erst nachdem
dieses Dorf verschwunden war, hätten die Villinger eine Kirche und einen Pfarrer
bekommen. Ein Pfarrer zu Meßfelden wird noch 1402 erwähnt”).
Wie die Mutterkirche Hungen, war auch die Kirche in Villingen dem Marien-
stift in Lich inkorporiert®). Das Patronat wurde seit der Reformation, von 1561
bis 1679, von Solms-Braunfels (-Hungen) einerseits und Solms-Lich und dem
Marienstift andererseits abwechselnd geübt. Das Stift hatte auch die Hälfte der
Baulast an den Pfarrgebäuden zu tragen?).
Aus einer alten Villinger Chronik, die mit dem Jahr 1606 beginnt, teilt
Dieffenbach!®) Folgendes mit: „Von 1635 bis 1644 ist dieser Ort unbewonet gelegen
‘) Weigand im Archiv VII, 254.
2) Fol. 209.
®) Landau, Wettereiba 62£.
*) Würdtwein, Dioec. mos. III, S6.
5) Quartalblätter 1885 Nr. 2 S. 13.
6) 1281 Mazuelth. Wagner, Wüst. I, 139.
)Wagsnera.2.0.S.141.
d) Ebel in BHKG III, 21. 39.
°) Schaum’s Repert. d. Braunfelser Archivs III, 799£.
0) Archiv V, 13 S. 75f. Die Chronik war im Privatbesitz, wurde entführt, dann aber von Professor
Bruno Sauer in Hamburg wieder entdeckt und ist jetzt im Besitz der Gemeinde. Sie ist von Walhbrach
in MOHGV 29 (1930) im Auszug veröffentlicht. — Vgl. Cervinus, WetterfelderChronik, Erläuterungen
v. Matthaei S. 225.