Ettingshausen
ETTINGSHAUSEN
Evangelisches Pfarrdorf nö. Lich am Äschersbach.
In vorgeschichtlicher Zeit hat Ettingshausen durch die nordsüdliche Fern-
straße Lumdatal—Ober-Bessingen— Villingen Beziehung mit der Welt gehabt. Die
von Nieder-Bessingen und Lich ausstrahlenden Besiedelungen stein- und bronze-
zeitlichen Charakters sind auch auf das Gelände südwestlich von Ettingshausen
hinübergegangen; es sind dies namentlich die prachtvollen Grabhügel im Enders-
born und am Alten Licher Wegt). H,
Urkundlich erscheinen seit 1297 zwei Dörfer dieses Namens, 1297: Ober- und
Niederittenhusen?), 1305: minor Ittinshusin‘ 1323: inferior und superior villa
Ittingishusin, 1340/51: maior Ittingeshusen, 1366: „zwey Ittingeshusen‘“, 1387
„zu dem nydirsten Ittingishusin‘®), 1423: Grossen-Oettingshausen, Klein-Oe.,
1482: „Itthüngshusen gen. Oberdorff‘). Wagner5) hält den östlichen Teil des
Dorfes mit der Kirche für Nieder- oder Groß-Ettingshausen, den westlichen für
Ober- oder Klein-Ettingshausen und nimmt an, daß der ehemals geringe Raum
zwischen den beiden Teilen allmählich bebaut worden sei. Die Richtigkeit dieser
Ansicht ergibt sich aus einer Urkunde von 13239), in der Güter in villa Ittingishusin
(ohne Zusatz) an das Kloster Arnsburg verkauft und zugleich die Örtlichkeiten
inferior I. und superior villa I. genannt werden, ferner aus der Bezeichnung
„Oberdorf‘‘ vom Jahre 1482.
Der Ort, vermutlich aus der Münzenberger Erbschaft stammend, kam 1357
mit der einen Hälfte des zwei Falkensteinischen Linien gemeinsamen Obergerichts
Bessingen durch Kauf an den Besitzer der anderen Hälfte, Philipp VI. d.Ä. von
F.?). In der großen Wetterauer Fehde der Jahre 1364—1366 verlor Philipp mit
der Burg Warnsberg die beiden Bessingen, Münster und die beiden Ettingshausen
und mußte diese Besitzungen von Werner v. Bellersheim mit 1000 schweren
Gulden wieder einlösen®). Erbgang führte Ettingshausen in die Hände der Grafen
v.Solms, von denen Graf Johann den Ort durch den Teilungsvertrag vom Jahre
1423 erhielt?).
Über die kirchlichen Verhältnisse sind wir schlecht unterrichtet, wir
wissen nur, daß Ettingshausen in das Archidiakonat St. Johann in Mainz gehörte,
und daß dieses Stift in der Ortsgemarkung größere Besitzungen hattelP).
‘) Abbildung siehe Jahresbericht der Denkmalpflege im Volksstaat Hessen 1913—1928 IVa. 1930.
S. 53f. von Helmke.
®) Von Wagner, Wüst. Oberh. 122 nach einer (ungenauen) Abschrift zitiert. Die Namensform ist
sicher unrichtig wiedergegeben. Ebenso beruht die Form Ictingeshusin (1366, 1377) auf einem Lesefehler
(richtig: Ittingesh.).
®) AUB 1081.
ı) Wagner a.a.O. 4174.
>,2.220. 1217.
°),AUB 55%.
”) Eigenbrodt im Archiv I, 28.
®) Reimer 11, 3 Nr. 536; vgl. Eigenbrodt.a.a. O. 61, und Ebelin MOHGV 22 (1915) S. 141.
°) R.v. Solms, Gesch. d. Hauses Solms, S. 160, vermutlich nach dem Braunfelser Repert.
10) Würdtwein, Dioec. Mog. III, 364. 367.
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