Garbenteich
GARBENTEICH
«vangelisches Filialdorf der Pfarrei Hausen, s.ö. Gießen.
Von der oberen Lahn her zieht in südlicher Richtung eine prähistorische
Straße, die durch den Daubringer Paß über Rödgen und Annerod auf Grüningen
zustrebt; an ihr liegt auch Garbenteich. Sie ist noch an vielen Stellen erhalten
und von ihrem Austritt aus dem Ort, westlich vom Friedhof, als breiter Viehtrieb-
weg deutlich zu erkennen; sie überschreitet den Pfahlgraben. Hi,
1141 Gariwardiseich, in den Schiffenberger Fälschungen des 13. Jahrhunderts
Garwartheich, Garewardesheich, Garwartiseych, 1258 Garwartseyc, 1288 Gar-
warteich!), 1359 Garwerteych?), nach Weigand?) = zu der Eiche des Gariwart.
Garbenteich ist eines der sechs Dörfer, die in dem den Grafen v. Gleiberg
gehörigen Wiesecker Wald nach der Gründung des Klosters Schiffenberg auf
Rodungen angelegt wurden. Es war der Hauptort des Gerichts, das diese Dörfer
umfaßte und bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts nach ihm, später aber
nach dem viel jüngeren Steinbach benannt wurde®).
Mit dem Niederlahngau fiel der ganze Wiesecker Wald in das Archidiakonat
Dietkirchen der Erzdiözese Trier. Erzbischof Albero unterstellte die fünf älteren
Walddörfer Watzenborn, Erlebach, Garbenteich, Cotthen und Fronebach 1141 der
Versorgung des Klosters Schiffenberg?). Die Kapelle zu Garbenteich, die 1258
genannt wird, war wohl die älteste dieses Bezirks; sie hatte an die Schiffenberger
Kirche 6 Malter Weizen, 2 Malter Synodalhafer und 10 leichte Schillinge Zins
alljährlich zu entrichten®). Das Patronat über die Kapellen der Walddörfer erschlich
sich das Augustinerkloster durch eine auf das Jahr 1162 datierte Fälschung des
13. Jahrhunderts’). B
Spuren einer Befestigung des Ortes sind nicht mit Sicherheit festzustellen.
Kirche romanisch. Innerer Ausbau 1619 und 1774. Einschiffig. Abgesetzter
Chor mit geradem Schluß, vielleicht Unterbau eines beabsichtigten Ostturms.
Der Chor hat glatte Decke in gleicher Höhe wie das Schiff, ohne Unterzug. Kein
Triumphbogen. Die Decke im Schiff hat einen mittleren Unterzug, der von
zwei achteckigen Stützen mit je vier geschweilten Bügen getragen wird. Abb. 83.
Emporen im Schiff an drei Seiten. Ein Pfosten mit Kerbschnitzerei von 1619,
am hinteren Gestühl der Nordempore die Zahl 1774. Aus der früheren Zeit (1619)
stammt der Pfarrstuhl an der Kanzel und der Stuhl des Kirchenvorstandes.
In der Südmauer des Schiffes kleines Rundbogenfenster ohne Werkstein-
umrahmung, 0,27 ° 0,72 m groß. Ein größeres, ebenfalls rundbogig, mit abge-
schrägtem Lungsteingewände in der Südmauer des Chores, 0,42 * 0,90 m im Lichten
1) Wyss III, Register s. v. Garbenteich.
2) AUB 371.
®) Archiv VII, 3081.
) Wyss III S. 498.
5) Wyss III, Nr. 1331; vgl. hierzu Kalbfuß in Mitt. d. OHGV. 17, S. 23{f.
6) Wyß III, Nr. 1354.
") Wyß III, Nr. 1342.
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Kirche
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