Full text: Lehrbuch des Elektromagnetismus

Ueber die Elektromagnete. 
6). Ueber den remanenten Magnetismus. 
Frage 85. Welche Beziehungen be- 
stehen zwischen der Beschaffenheit 
eines Eisenkerns und dem remanenten 
Magnetismus desselben ? 
Erkl. 155. J. Müller untersuchte Stäbe aus 
Eisen und Stahl, deren jeder 16,1 Centimeter 
lang war und 0,6 Centimeter Durchmesser hatte. 
Er schob dieselben in ein und dieselbe Magne- 
tisierungsspirale ein und magnetisierte sie durch 
einen elektrischen Strom von stets gleicher 
Stromstärke. In der nachfolgenden Tabelle ist 
die dabei erhaltene Stärke des remanenten Mag- 
netismus der untersuchten verschiedenen Eisen- 
und Stahlsorten angegeben: 
Remanenter 
Magnetismus 
Schmiedeeisen . . ....0 
een. m 0,0 
Ausgeglühter Stahl . : . . 0,061 
Angelassener Stahl . . . . 0,123 
Gehärteter Stahl; . ... .:... : 0,158 
Antwort. Wird ein Eisenkern mag- 
netisiert, so behält er, auch nachdem 
die magnetisierende Wirkung aufgehört 
hat, einen Teil des in ihm erregten Mag- 
netismus zurück. Dieser remanente 
Magnetismus (s. Antw. auf Frage 45) 
ist am grössten beim Stahl, während er 
bei Schmiedeeisen verschwindend klein 
ist (s. Erkl. 135). 
  
Frage 86. Welchen Einfluss übt das 
plötzliche und welchen das allmähliche 
Aufhören der magnetisierenden Wirkung 
auf den remanenten Magnetismus 
des weichen Eisens aus? 
Erkl. 136. Bei plötzlicher Unterbrechung 
der magnetisierenden Wirkung kann nach v. 
Waltenhofen in weichen Eisenkernen ein rema- 
nenter Magnetismus von umgekehrter Polarität 
(anomale Magnetisierung) entstehen. 
Antwort. Unterbricht man den mag- 
netisierenden Strom allmählich, indem 
man nach und nach immer mehr Wider: 
stand in den Stromkreis der Magneti- 
sierungsspirale einschaltet, so ist dabei 
der remanente Magnetismus des 
Eisenkerns bedeutend grösser, als wenn 
man den Strom plötzlich durch Oeffnen 
des Stromkreises unterbricht (s. Erk1.136). 
  
Frage 87. Welche Beziehung besteht 
zwischen dem remanenten Magnetis- 
mus und der Form des Elektromagnet- 
kerns ? 
Erkl. 137. Aus nebenstehend angegebenem 
Grund findet man eiserne Blitzableiterstangen, 
eiserne Fensterstäbe u.s. w., welche unter dem 
Einfluss des Erdmagnetismus sich befinden, ver- 
hältnismässig stark magnetisch, weil deren lang- 
gestreckte Form die Erhaltung von remanen- 
tem Magnetismus begünstigt. 
Antwort. Nach Ruths ist der re- 
manente Magnetismus des weichen 
Eisens um so grösser, je länger der 
Eisenkern im Verhältnis zu seiner Dicke 
ist (s. Erkl. 137). 
  
7). Ueber die Verteilung des Magnetismus im Innern des Eisens. 
Frage 88. Was kann man über die 
Verteilung des Magnetismus im Innern 
der Elektromagnetkerne aussagen ? 
    
Antwort. Der Magnetismus eines 
Eisenkerns dringt um so tiefer in den- 
    
   
    
  
  
    
    
     
   
     
    
  
    
  
    
  
    
    
  
    
    
     
  
     
   
   
    
  
  
  
  
  
  
   
  
        
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