Full text: Lehrbuch des Elektromagnetismus

Ueber die Elektromagnete. 
8). Ueber die Anziehung und Tragkraft der Elektromagnete. 
Frage 90. Welche Beziehungen be- 
stehen zwischen der ‚magnetisieren- 
den Kraft und der Anziehung, mit 
welcher ein Elektromagnet auf einen den- 
selben nicht berührenden Anker wirkt, 
und wie kann man diese Beziehungen 
experimentell darthun ? 
Erkl. 140. Der nebenstehend angegebene 
Satz ist annähernd gültig, so lange der Mag- 
netismus des Elektromagnets und des Ankers 
sich noch nicht dem Zustand der Sättigung 
nähert (s. Antw. auf Frage 81). 
Erkl. 141. Der nebenstehend angegebene 
Satz gilt nach Untersuchungen Dubs auch für 
Hufeisenelektromagnete. 
Erkl. 142. Die nebenstehend erwähnte An- 
ziehung nimmt sehr rasch ab, wenn der Anker 
aus der Nähe des Pols entfernt wird. 
Erkl. 143. Die Anziehung und die Trag- 
kraft (s. Antw. auf Frage 55—60) ist unter 
sonst gleichen Umständen am grössten, wenn 
die Windungen der Magnetisierungsspirale an 
der Berührungsstelle des Pols und Ankers an- 
gebracht werden. 
Erkl. 144. Wird die Anzahl der Spiral- 
windungen vergrössert, so ist die Zunahme der 
Anziehung abweichend von dem nebenstehend 
angegebenen Satz um so geringer, je mehr die 
hinzugefügten Windungen von der Berührungs- 
stelle zwischen Anker und Pol nach dem ent- 
gegengesetzten Pol hin ausgebreitet werden. 
Antwort. Befindet sich ein Anker (s. 
Antw. auf Frage 69) in geringem Abstand 
von demPol eines Elektromagnets (s. Erkl. 
142), so ist die Anziehung, mit welcher 
der Elektromagnetpol auf diesen Anker 
wirkt, dem Quadrat der Stromstärke des 
die Magnetisierungsspirale durchfliessen- 
den elektrischen Stroms proportional, 
oder bei gleichbleibender Stromstärke 
dem Quadrat der Anzahl Windungen der 
Spirale proportional, es ist also allge- 
mein diese Anziehung dem Quadrat der 
magnetisierenden Kraft (s. Antw. auf 
Frage 77) proportional. 
Diese Beziehung wurde zuerst von 
Lenz und Jacobi experimentell nach- 
gewiesen wie folgt: 
Ein Elektromagnet von der in Fig. 53 
dargestellten Form wurde vertikal auf- 
gestellt, auf das obere Polende eine 
dünne Holzscheibe gelegt und auf diese 
Holzscheibe ein Eisencylinder als Anker 
aufgestellt. Der Anker wurde an einem 
Arm eines Wagebalkens "befestigt und 
in die an dem andern Arm des Wage- 
balkens hängende Schale soviel Gewicht 
gelegt, dass der Anker gerade eben ab- 
riss. Wurde hierbei z. B. die Strom- 
stärke des die Magnetisierungsspirale 
durchfliessenden elektrischen Stroms um 
das vierfache vergrössert, so war das 
doppelte Gewicht erforderlich, um den 
Anker abzureissen; war diese Strom- 
stärke neunfach vergrössert, so war das 
dreifache Gewicht hierzu erforderlich. 
Die gleichen Ergebnisse wurden er- 
halten, wenn der Anker von einer Mag- 
netisierungsspirale umgeben war, in wel- 
cher der elektrische Strom in gleichem 
Sinne kreiste wie in der andern Spirale. 
Sind hierbei die Stromstärken in beiden 
Spiralen verschieden, so ist die Anziehung 
dem Quadrat der Summe der beiden 
Stromstärken proportional, wie Dub ex- 
perimentell zeigte (s. Erkl. 140 bis 144). 
    
   
    
   
   
   
    
   
   
   
    
    
   
   
     
   
    
    
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
    
  
  
    
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