Full text: Lehrbuch des Elektromagnetismus

68 Ueber die Elektromagnete, 
Frage 99. Wie kann man zeigen, 
dass in einem Stab oder Draht von Stahl 
oder Eisen Töne erregt werden, wenn 
man einen elektrischen Strom hindurch- 
leitet ? 
Erkl. 166. Bei dem nebenstehend unter 1). 
beschriebenen Experiment ist der erregte Ton 
bei gleichbleibender Stromstärke um so schwä- 
cher, je dünner der tönende Stab ist. Auch 
dadurch wird der Ton geschwächt, dass man 
den elektrischen Strom nur durch einen Teil 
dieses Stabs fliessen lässt. In einem Stab von 
2 Meter Länge wird der Ton bereits hörbar, 
wenn das von dem elektrischen Strom durch- 
flossene Stück des Stabs nur 10 Centimeter lang 
ist; je näher indes dieses stromdurchflossene 
Stabstück an dem Punkte liegt, an welchem 
der Stab eingeklemmt ist, um so schwächer ist 
der erregte Ton. 
Erkl. 167. In Stäben aus nicht magnetischen 
Metallen kann man auf nebenstehend unter 1). 
beschriebene Weise beim Durchleiten elektri- 
scher Ströme keine Töne erregen. Nach de la 
Rive geben indes Kupfer-, Messing-, Platin-, 
Argentan-Drähte nur bei schwacher Spannung, 
Blei-, Zink-, Zinn-Drähte nur bei starker Span- 
hung wahrnehmbare Töne. 
Frage 100. Wie kann man durch 
Einwirkung eines Magnets oder Elektro- 
magnets auf stromdurchflossene Stäbe 
und Drähte Töne erregen? 
Antwort. Auch beim Oeffnen und 
Schliessen eines durch einen Stab oder 
Draht aus Eisen oder Stahl geleiteten 
elektrischen Stroms könne Töne in dem 
Stab oder Draht erregt werden. Dies 
kann man durch folgende Experimente 
zeigen: 
1). Man klemmt einen Eisenstab hori- 
zontal in seiner Mitte fest [s. vorige 
Antw. unter 6).], schraubt an seine beiden 
Enden je ein Messinghäkchen an, taucht 
letztere in je ein Quecksilbernäpfchen 
und taucht in jedes dieser Näpfchen je 
einen der beiden Poldrähte einer gal- 
vanischen Säule. Beim Oeffnen und 
Schliessen dieses Stromkreises wird in 
diesem Stab dessen Longitudinalton er- 
regt (s. Erkl. 166 u. 167). 
2). Werden Drähte aus Eisen oder 
Stahl zwischen zwei Klemmschrauben 
stark gespannt, so ertönen sie beim 
Oeffnen und Schliessen eines sie durch- 
fliessenden elektrischen Stroms. Weicher 
Eisendraht ertönt dabei’ stärker als har- 
ter Eisendraht. Stahldraht ertönt am 
schwächsten. 
3). Ist ein solcher Draht nur schwach 
gespannt, so klirrt er, 
4). Umgibt man einen Draht oder 
Stab mit einer stromdurchflossenen Mag- 
netisierungsspirale und leitet auch durch 
den Draht oder Stab einen elektrischen 
Strom, so wird 
a). wenn der Strom in der Spirale 
und der Strom in dem Stabe unter- 
brochen wird, ein starker L ongitudinal- 
ton erregt; 
b). wenn nur der den Stab durch- 
fliessende Strom unterbrochen wird, so 
wird ein starker Longitudinalton, mit- 
unter ein etwas tieferer Ton erregt; 
c). wenn nur der Strom in der Spirale 
unterbrochen wird, so wird in Stäben und 
dickeren Drähten derselbe, in dünneren 
Drähten ein etwas tieferer Ton erregt. 
  
Antwort. 1). Bringt man nach de 
la Rive an die Pole eines Magnets oder 
Elektromagnets Stäbe aus Eisen, Zinn, 
      
   
  
  
   
  
   
   
  
  
   
  
  
    
     
   
   
  
    
    
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
      
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