Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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Hanzeit — Griechisch-römischer Stil 
eine rudis indigestaque moles;!) weiter dann die 
Yao und Shun und endlich die Zeiten der Hia-, 
Favoritinnen und Rebellenfürsten, ihren 
treuen Untertanen und frommen Söhnen, bedeutenden Männern und tugend- 
samen Frauen, mit Weisen und Narren, Besiegten und Siegern — die Bösen 
zur Warnung, die Guten als Vorbilder für die Nachwelt“. ?) 
Und das ist nun ganz und gar der Inhalt des T’ien-wen in kurzer Zu- 
sammenfassung (wie es sich andererseits auch fast wie ein Resum& der Wu- 
Skulpturen ausnimmt); denn wenn wir dort zwar die Drachen und Neun- 
köpfler — die anscheinend erst der jüngeren Sage angehören — und den 
Kaiser Huang-ti vermissen, so ist dafür vor allen Dingen die Kosmogonie als 
etwas tatsächlich irgendwie Dargestelltes erwiesen und damit das einzige Be- 
denken weggeräumt, das man allenfalls gegen das T’ien-wen austifteln könnte. 
Auch Wang Wen-k’ao hat offenbar diese Übereinstimmung betonen wollen, ( 
indem er nicht bloß die Anfangsworte des T’ien-wen unverändert entlieh, 
auch die Inhaltsübersicht, die sein Vater von diesem gegeben 
Teil wörtlich, herübernahm;?) jedenfalls aber ist auch 
er überzeugt gewesen, daß unser Gedicht eine Bilderbeschreibung war. Und 
‘ch meine nach allem Vorgebrachten — und gerade nach dem letzten wird man 
sich dieser Auffassung in der Tat nicht verschließen können —: es wäre doch 
wirklich mehr als unwahrscheinlich, daß ein Werk, welches von der Tradition 
so bestimmt als eine solche bezeichnet wird, und das sein Thema tatsächlich 
in einer so auffällig darauf hindeutenden und gar nicht anders zu erklärenden 
Weise behandelt, daß dies nun auch noch mit notorischen Kunstwerken deren 
traditionelle Anlage teilen sollte, ohne doch selbst etwas damit zu tun zu haben. 
) Sollte aber trotz alledem noch ein Zweifel bestehen, so mag schließlich auch 
der letzte Trumpf ausgespielt werden: daß nämlich das T’ien-wen selber zwei- 
mal direkt und deutlich auf ein vorliegendes Bildwerk hinweist; denn wir 
lesen dort (Str. 42): „Was tut der weißen Wolken Geringel in dieser Halle?“ 4) und 
(Str. 52): „Der Nü-kua (seltsamen) Leib, wer hat ihn gefertigt und gebildet?“ ) 
Chaos, massig und ungeformt, 
Glanzgestalten des Huang-ti, 
Yin- und Chou-Dynastie mit ihren ,, 
sondern einfach 
hatte, und zwar zum 
1) Es kann zweifelhaft sein, ob Chaos hier als kosmischer Begriff oder, wie in der 
späteren Mythologie, als einer der uralten „Kaiser“ gedacht ist; sein Platz scheint für 
dieses, die Form des Namens für jenes zu sprechen. Aber immerhin, er war dargestellt; 
und da denkt man dann unwillkürlich an die geistvolle Parabel Chuang-tzes (3 [7], 21b: 
SBR., 39, 267) von dem König Chaos, dessen formlosen Leib die Fürsten Hastig und Hurtig 
zum Dank für oft erwiesene Gastfreundschaft mit den fehlenden sieben Öffnungen eines 
Menschenkörpers versahen — wobei er leider starb: sollte diese Personifizierung nicht 
vielleicht auf ein geschautes Bild hindeuten? 
?) Für die vollständige Übersetzung s. Chavannes, La sculpture etec., Introd., 
S.XXVI/VIIL Sie zählt auch die Schnitzereien hinzu (Zeile &—16), jedoch wenigstens 
nach den Direktiven meiner Ausgabe nicht ganz vollständig. 
3) Vgl. die in Anführungszeichen gesetzten Worte seiner Beschreibung mit Wang 
Yihs Text: Anmerkung 1 zu $. 81 (im Original tritt der Zusammenhang natürlich noch 
schlagender hervor), Daß etwa umgekehrt der Vater den Sohn kopiert hätte, wird 
schon durch des letztern Zitat aus T’ien-wen unwahrscheinlich. 
4) Ts’u-tz’e 3, 7a. Ein analoger Ausdruck kommt meines Wissens nur noch einmal 
bei K’üh Yüan vor, nämlich in den Kiu-ko (l.ce. 2, 4b: Pfizmaier, lee. 8: 179): „Was 
tut (ältere Lesart: „frißt, weidet“) der Elch in dem Pavillon ?“, und das wird — nicht 
absolut zwingend — allegorisch erklärt. Allein da fehlt auch das charakteristische 
„dieser“, das neben anderem der T’ien-wen-Stelle die obige Bedeutung sichert. 
5) Te’u-tz’e 3, 8a. Ganz wörtlich: „ausgeschnitten und als (Holz-) Künstler gear- 
beitet“; das deutet vielleicht auf (bemalte) Schnitzereien hin. — Die Frage wird von 
den Kommentatoren damit erklärt, daß sich die schlangenfüßige Nü-kua täglich siebzigmal 
verwandelt habe, also dem Dichter als schwer darstellbar erschienen sei.
	        
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