Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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I. Verschiedene Dynastien 
3. bis 7. Jahrhundert (Anfang) 
Für die Kunst wesentlich: Nördliche Weidynastie 386—549 — 
Suidynastie 581 —618 
Es ist allgemein die Annahme verbreitet, daß erst infolge der Einführung der 
buddhistischen Religion und ihrer Kultbilder aus Indien die hohe Kunst in China 
entstand. Diese Vermutung ist auf Grund des vorliegenden Materials nicht mehr 
haltbar. Die ältesten indischen Malereien!) sind Freskobilder in den Höhlentempeln 
zu Ajanta aus dem 5. bis 7. Jahrhundert n. Chr. und besser erhaltene aus den 
Höhlen der Felsen von $Sigiri in der Zentralprovinz von Ceylon aus dem Ende des 
5. Jahrhunderts. Es sind Freskomalereien in dem indischen Stile, der mit bud- 
dhistischem Geiste die griechischen Formen und Typen neu belebte. Diese Kunst 
wurde gleichzeitig oder etwas später nach China übertragen, aber blieb ausschließ- 
lich für buddhistische Darstellungen angewendet und nur für diesen Zweig der 
Kunst maßgebend. Wie wir gesehen haben, waren aber schon in der Hanzeit 
Porträtmalereien allgemein verbreitet. 
Chinesische Historiker berichten von einer Blüte der nationalen Kunst aus dem 
4. Jahrhundert, und bereits im 6. Jahrhundert stellen Kunstkritiker jene sechs Kunst- 
gesetze auf, die, wie wir später sehen werden, bis zum heutigen Tage maßgebend ge- 
bliebensind, aber mit der indischen Auffassung nur sehr wenig Berührungspunkte haben. 
Laurence Binyon, der feinsinnige Kenner und Verehrer asiatischer Malerei, 
hat in einem geistvollen Buche über Asiens Malkunst zum ersten Male die verschie- 
denen Malstile in China und Japan — gesehen mit dem Auge des vorurteilslosen 
europäischen Kunstforschers — dargestellt. 2) Er ist der erste, der auf die selbstän- 
dige Entwicklung der chinesischen Malerei hingewiesen hat, unter besonderer Be- 
tonung des Einflusses der Kalligraphie. Diese Ansicht bedarf aber einer Einschrän- 
kung. Nachdem wir in der Kunst der Hanzeit die wesentlichen Einflüsse des mittel- 
asiatischen Mischstiles und der späten Antike kennen gelernt haben, können wir nur 
von einer Entwicklung auf den Schultern dieser fremdländischen Vorbilder sprechen. 
Mit dem Falle des römischen Reiches hatten auch die asiatischen Kolonien 
nicht nur ihre politische, sondern auch ihre künstlerisch anregende Kraft verloren. 
Wie bei Bächen, deren Zuflußquellen versiegen, hörte die befruchtende Wirkung 
durch Handel und Gesandtschaften auf. Als aus Mittel- und Südasien neue Kultur- 
ströme mit der buddhistischen Kunst nach China fluteten, war dort in der Zwischen- 
zeit die vorher entstandene Kunst zu einem eigenen, nationalen Stile bereits ausgebaut. 
1) Havell, Indian sculpture and painting. London 1908: Taf. XLII, Mutter und 
Kind vor Buddha, Ajantafresko — Taf. XLVII und XLVIII, Sigirifresken nach Kopien 
im Colombomuseum. 
2) Laurence Binyon, Painting in the far East, an introduction to the history of 
pietorial art in Asia especially in China and Japan. Taondon 1908.
	        
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