Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

  
    
   
  
   
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
     
   
   
  
  
   
    
  
  
   
  
        
  
  
EEE LIE EL SENT TEL SE NET ER TE ESCHE 
Ku Kaichih 121 
steigern verstehen. Wenn man die Rolle zuerst nur ein wenig öfinet, so gibt 
die Wirkung der dunklen Rolle auf dem helleren aufgerollten Innenteile schon 
eine weihevolle Vorstimmung; bei dem langsamen Weiterrollen steigern die Siegel 
und Inschriften die Neugier des Beschauers, das Auge ist ausgeruht von dem grellen 
Licht des Tages und vorbereitet, um endlich die warmen, goldigen Töne, die nur 
das Alter hervorbringen kann, voll zu genießen. Vielleicht waren die Farben früher 
lebhafter, heute sind sie mit dem dunkelbraunen Ton der Seide zu einer sanften Har- 
monie verschmolzen. Dieses einzige Werk eröffnet uns das Verständnis für eine asia- 
tische Kunstepoche der Figurenmalerei, aus der vielleicht auch in China sonst nichts 
oder nur Kopien vorhanden sind. Es ist anzunehmen, daß diese Rolle bei Eroberung 
des kaiserlichen Sommerpalastes bei Peking 1860 in europäische Hände gelangt ist. 
Es existiert ein 
Katalog aus dem 
12. Jahrhundert, in 
dem die Titel von 
neun Bildern Ku 
Kaichihs aus kai- 
serlichem Besitz an- 
geführt sind, unter 
ihnen auch der, 
welchen das Lon- 
doner Bild trägt: 
„Ratschläge der 
Hofmeisterin des 
Palastes,“ die das 
Amt hatte, die 
Damen des kaiser- 
lichen Harems. zu 
unterweisen. Auf 
der etwa 35 m 
langen Rolle wech- 
seln Texte und acht 
Bilder, von denen 
ich fünf in Abbil- Abb. 83 Zwei Männer mit Speeren beschützen eine Hofdame gegen einen 
dung (Abb. 80—84) (vol. Abb. 80) et no u. 122 
bringe, ab. 
Die Begleittexte sind aus einem gleich betitelten Werkchen von Tschang Hua 
(232—300 n. Chr.) abgeschrieben. Da Chavannes den Originaltext gefunden hat, 
so konnte er feststellen, daß die Bildrolle unvollständig ist und wahrscheinlich aus 
zwölf Bildern bestanden hat, von denen nur acht erhalten sind.‘ Daß ursprünglich 
mehr Bilder und Texte da gewesen sein mußten, geht schon daraus hervor, daß Text und 
Bild nicht immer zusammenpassen und an einer Stelle das betrefiende Bild zu einem 
Text fehlt, während ein Bild ohne Text ist. Diese Feststellung ist sehr wichtig, denn 
ein Kopist dürfte sicher nicht eine derartige Verstümmelung vorgenommen haben, 
sondern nur ein Restaurator, der die erhaltenen Teile so gut es ging zusammenfügte. 
Die Unvollständigkeit gibt daher einen weiteren Beweis für die Wahrscheinlichkeit, 
daß die Rolle ein wirkliches Original ist. 
Die Texte!) sind Beispiele zu Weisheitssprüchen. Teils sind Episoden aus 
1) Ursprünglich sollte der 
in Binyon, Painting in the far 
Bd. III), aber neue Forschungen von Chavannes, 
Originalstelle bei Tschang Hua gefunden. 
  
Text von der Schriftstellerin Pan Chao herrühren (so 
East, und Münsterberg, Japanische Kunstgesckichte, 
T’oung-Pao, 1908, 8. 76, haben die 
   
	        
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