126 Verschiedene Dynastien — 3. bis 7. Jahrhundert
siegreichen Truppen eine über 3 Meter hohe, goldene Statue.!) „Man brachte ihr
keine Opfer dar, sondern zündete nur Weihrauch an und bezeugte seine Ehrfurcht
vor ihr, sonst nichts.‘ Ob diese Figur eine Buddhastatue war, ist nicht nachgewiesen,
aber wir hören hier zum ersten Male von einem goldenen, fremdländischen Götter-
bilde, dessen Bedeutung in China unbekannt war und deshalb nicht angebetet, aber
doch verehrt wurde. Infolge dieser Kriege wurden Verbindungen mit den west-
lichen Völkern eingegangen und Chang Kien (8.44) als Gesandter nach Tur-
kistan, Ferghana, Sogdiana, Baktrien und Parthien geschickt. Durch seine Be-
richte erfuhr China von den Erfolgen der indischen Lehre in ganz Mittelasien.
Auch der Inhalt der Schriften wurde wenigstens mündlich durch einen Gesandten
aus dem Westen (2 v. Chr.) einem Priester des kaiserlichen Ahnentempels mitgeteilt.
Die Verbreitung des Buddhismus ging nur sehr langsam vor sich, und ein künst-
lerischer Einfluß scheint in den ersten Jahrhunderten überhaupt nicht stattgefunden
zu haben. Die aus Indien gebrachten Sutras legte man in einer Felshöhle nieder,
vor der dann ein Tempel errichtet wurde, derden Namen ‚Weiße-Pferde-Halle“ erhielt,
weil angeblich auf einem weißen Pferde die Schriften von Indien hingebracht sein
sollen. Noch heute gilt dieser Name für gewisse Tempel, und in Japan wurden bis
vor kurzem weiße Pferde, z. B. in den Grabtempeln zu Nikko, gehalten. Die Ver-
ehrung weißer Pferde ist tatsächlich viel älter und weitverbreitet. Die Griechen,
Römer, Perser und Skythen weihten Schimmel den Göttern. Die gleiche Verehrung
erstreckte sich auf viele weiße Tiere, so auf den weißen Elefanten in Siam und China.
In Japan gab das Erscheinen eines weißen Fasans die Veranlassung zur Bezeichnung
einer Zeitperiode um 1650. Auch die Sitte der Höhlentempel dürfte älteren Gebräu-
chen entlehnt sein.
Die nächste, mehr erfolgreiche Mission kam nicht aus Indien, sondern (148) aus
Parthien, und ebenso kamen alle folgenden aus den westlichen Ländern, wo eine Blüte
des Buddhismus entstanden war, während gleichzeitig in Indien der Verfall begann.
Ein Strom von Missionaren aus den Ländern der bedürfnislosen Völker Mittelasiens
überflutet den Osten und trug die neue Lehre in die entferntesten Gegenden des
chinesischen Reiches. Da der Buddhismus nicht ein Ableugnen der alten Religionen
verlangte und der pantheistische Geist der Chinesen das Gute von allen Seiten auf-
zunehmen bereit war, so wurde die Ausbreitung zunächst nirgends behindert. Der
Chinese wurde, wie es heute noch der Fall ist, zu gleicher Zeit Konfuzianist, Taoist
und Buddhist.
Die westlichen Priester übersetzten ausschließlich die Bücher der buddhistischen
Nordschule in das Chinesische. Die südliche, ältere Richtung des Buddhismus blieb
begrenzt auf Vorderindien, Birma und Siam. In Indien war die Blütezeit des Bud-
dhismus unter König Asoka, dem Einiger der indischen Völker (263—221 v. Chr.),
aber nur Schutthaufen sind aus der Zeit erhalten, so daß wir uns kein Bild von der
frühen indischen Kunst machen können, obgleich das mittlere Indien mit Kult-
bauten überfüllt gewesen sein muß. Alle Schmuckbauten waren aus Holz und sind
verschwunden. Die Bauten nach Asoka lassen auf den früheren Stil schließen und
zeigen einen starken persischen Einfluß, als Ausklang der Weltherrschaft der Achä-
meniden.
Gleichzeitig, als in ganz Mittelasien der Buddhismus sich immer weiter aus-
breitete, wurden die Anhänger Buddhas in Indien von dem wieder aufkeimenden
Brahmanismus bedrängt. Damals brachten zwar die bekehrten Völker dem Mutter-
lande ihrer Religion moralische Unterstützung, aber das allmähliche Aufhören der
Lehre in Indien selbst konnten sie nicht verhindern.
1) O. Franke, Beiträge aus chinesischen Quellen zur Kenntnis der Türkvölker und
Skythen Zentralasiens. K. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1904, 8.9.