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Bronzefiguren — Gandharastil — Turkistan
den Figuren bleibt stets die breite Vorderansicht mit gerade nebeneinander gestellten
Beinen bevorzugt.
Die Gewandung ist noch in unverstandener Konvention befangen, jedenfalls
lassen sich zwei Stile unterscheiden. Entweder sind im griechischen Stile beide Schul-
tern bedeckt (Abb. 94) oder im indischen ist die eine Schulter frei gelassen und das
Gewand von hinten heraufgezogen (Abb. 95), so daß es leicht die Schulter berührt.
Auch der Schmuck zeigt verschiedene Arten, aber es fehlen noch die Spezialstudien,
um sichere Anhaltspunkte für Stil und Zeit zu gewinnen.
In Mittelasien blühte die buddhistische Kunst, aber wenig ist erhalten. Der
chinesische Reisende Fo Hsien fand 404 in Gandhara am Kabulflusse an 500 Tempel,
aber im Jahre 515 begannen die Eroberungen durch fremde Völker, und bereits im
7. Jahrhundert berichten indische Reisende, daß sie nur Ruinen fanden.!) Sehr
wenige Figuren sind in moderner Zeit ausgegraben.
Ebenfalls in die Zeit vor der Verschmelzung mit chinesischer Kultur gehört die
erste Kunstblüte in Turkistan, 2) die aus einer Zeit vor dem 4. Jahrhundert datiert
wird. Haben alle bisher kennen ge-
lernten Buddhafiguren eine konventio-
nelle, völlig asiatische Darstellung ge-
zeigt, so finden wir hier (Abb. 97) jene
Übergangsform, welche noch dem
römisch-griechischen Gandharastil sehr
nahe steht. Die Körper in ihren edlen
Verhältnissen mit den dünnen Schleier-
gewändern atmen antike Größe. Die
Figuren sind freistehend komponiert,
und nur durch das Stuckmaterial ist
die Anlehnung an die Mauer bedingt.
Derartige Arbeiten sind weder im
ae 2 2 = . me Abb. 98 Tonsiegel auf der Schnur von Brieftäfelchen.
übrigen Asien noch = späterer Zeit ge Links: vier chinesische Zeichen, untere Reihe auf dem
Das ist nicht nur die Form, Kopf stehend; rechts: - Frauenkopf mit langem Ohr-
läppehen und Blumen in der Hand. Khotanarbeit, 4. bis
8. Jahrhundert
(Aus: Stein, Ancient Khotan, Taf. LXXII)
funden.
sondern auch der Geist spätklassischer
Kunst. Aber Faltenwurf und Stellung
zeigen nicht den griechischen, sondern
mehr den römischen Stil der Kaiserzeit, der auch zeitlich mit den Arbeiten
Khotans besser übereinstimmt. Daß ein künstlerischer Austausch mit den römischen
Kolonien stattfand, beweisen die in Khotan vielfach gefundenen Siegel, unter denen
sich Bildnisse von Pallas Athene und Eros finden, die als römische, nicht griechische
Arbeit3) von Autoritäten bestimmt sind. Unter römischem Einfluß ist auch der
weibliche Kopf (Abb. 98) entstanden, bei dem nur das lange Ohr die turkistanische
Arbeit vermuten läßt. Die chinesischen Buchstaben neben dem Kopf auf einer
Schrifttafel Khotans zeigen uns deutlich den Zusammenhang der asiatischen und
europäischen Welt.
1), Kosaku Hamada, Graeco-Indian influence upon the far Eastern arts. Kokka,
Heft 188.
?) Klementz, Nachrichten über die von der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften zu St. Petersburg im Jahre 1898 ausgerüstete Expedition nach Turfan. St. Peters-
burg 1899. — Stein, Ancient Khotan, detailed report of archzological explorations in Chinese
Turkestan. Oxford 1907, Bd. Tund II. — Grünedel, Bericht über archäologische Arbeiten
in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902/1908. K. Bayr. Akademie d. Wissensch.,
1905. — Kosaku Hamada, Graeco-Indian influence upon the far Eastern arts, Kokka,
Heft 188—1%.
3) Stein, Ancient Khotan, S, 355, Abb. Bd. II, Taf. LXXI.