Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
    
Studium voraussetzen können. 
  
  
Lk 
Abb. 106 Nioirin, farbige Freskomalerei, etwa 3,4 m hoch, in 
der Goldenen Halle (Kondo) des Horiujitempels in Nara, 
Japan, vom Koreaner Doncho, um 610 
(Aus: Tajima, Selected relics of Japanese art, Bd. II) 
tragen. 
  
146 Verschiedene Dynastien — 3. bis 7. Jahrhundert 
solche Beherrschung der Freskotechnik, daß wir jahrhundertelange Übung und 
Die Figuren (Abb. 106 und 107) sind dem Stile der indischen Grotten- 
gemälde aus dem 5. Jahrhundert durchaus verwandt und zeigen jene Kunst, die 
als Ausklang römischer Kolonial- 
kunst von Gandhara sich in 
Indien und dann als Mischstil über 
China bis Japan verbreitete. Die 
Stellung mit der vorgeschobenen 
Hüfte, die kokett gestellten Arme, 
das typische Gewand, der miniatur- 
artig kleinlich ausgeführte Lotus- 
sockel, der runde Nimbus, der 
Baldachin mit seinen Quasten 
und aufgesetzten Juwelen mit 
Flammenornamenten, das offene 
Haar mit dem Diadem, die 
schlanke Lotusblume in der Hand 
— alles sind weitgewanderte Tra- 
ditionen, die meistens die indische 
Art zeigen und wenig chinesische, 
eigenartige Umgestaltung erhalten 
haben. Dagegen glaube ich ın 
einer anderen Wandmalerei (Taf.I) 
eine höhere Vollendung in chi- 
nesischer Durcharbeitung zu er- 
kennen. Wie die Figuren einfach 
und doch in schön abgewogenem 
Spiel der Linien und Farben zu 
einer Gruppe komponiert sind, er- 
innert an Ku Kaichihs Kunst. 
Fünf Gestalten stehen neben 
Buddha, von dem noch ein Teil 
des rotbraunen Gewandes und des 
Lacksessels zu sehen ist. Die 
vornehme Ruhe der Menschen- 
götter, die bedeutungsvolle, aber 
doch natürliche Haltung der Arme 
und Hände, die charakteristische 
Kopfstellung, die Arrangierung 
der Köpfe zu einer geschlossenen 
Gruppe und das Freilassen einer 
Luftläcke sind künstlerische 
Neuerungen, die wir weder in 
Indien noch in Turkistan finden. 
Die Farben wirken harmonisch, 
aber es ist wohl wahrscheinlich, 
daß sie ursprünglich sehr viel lebendiger gewesen sind. Die gefällig drapierten 
Stoffe mit dem reichen Kopf- und Gürtelschmuck, den Arm- und Halsbändern 
und Perlenketten zeigen den Schmuckluxus des Festlandes, nur die Gelenk- 
ringe mit kleinen Schellen wurden auch in Japan schon im 4. Jahrhundert ge- 
  
 
	        
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