Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

    
180 Tangzeit (618—960) 
impressionistischen Schwarzweißskizze war, die in der Sungzeit 
zur vollen Blüte entwickelt wurde. Er wurde der geistige Urheber jenes 
vielbewunderten Malstiles Ostasiens, der nirgends vorher in der Welt an- 
gewendet worden ist und wiederholt in seinen Ausstrahlungen die euro- 
päische Kunst beeinflußt hat. Hatte China ursprünglich fremde Kunst- 
elemente in sich aufgenommen, so war jetzt eine nationale Eigenart entstanden, 
die den Ruhm chinesischer Kunst in das Buch der Weltgeschichte für alle 
Zeiten eingetragen hat. 
Im Daitokujitempel zu Kyoto in Japan wird eine Landschaft aufbewahrt 
(Abb. 139), die Wu zugeschrieben wird. Ob es eine Kopie oder ein späteres Bild ist, 
  
Abb. 140 Buddha und zwei Bodhisatvas auf weißem Elefanten und Fabeltier; farbiges Triptychon, Seide, 
Mittelbild etwa 1,30 m hoch, Seitenbilder etwa 0,70 m hoch, im Tofukujitempel, Kyoto, Japan. Zugeschrieben 
Wu Taotze am Hofe des Tangkaisers, 713—755 
(Aus: Tajima, Selected relics of Japanese art, Bd. I) 
Text s. S. 181 
wissen wir nicht, jedenfalls sind einige Abweichungen von dem späteren, eigent- 
lichen Sunsstile zu erkennen, so daß eine frühere Herstellung angenommen werden 
darf. Ein Bergstrom stürzt über vorspringende Felsstufen zum See herab, eine 
hohe Felswand füllt das ganze Bild aus, und einige Bäume mit kahlen, herbstlichen 
Ästen beleben den Vordergrund. Zwei Bewunderer des Wasserfalles stehen als 
winzige Staffage an dem Fuß des Falles. Das Sujet entspricht dem Stile der Sung- 
meister, die wir später kennen lernen werden, aber das völlige Fehlen des Himmels, 
die steil aufsteigende Felswand ohne Hinterkulisse und die zierliche Ausführung 
der Einzelheiten können vielleicht auf eine frühere Herstellung hinweisen. Besonders 
das Fehlen der abgestuften Tönungen der Tusche, die das Schönste an ähnlichen 
Sungbildern sind, fällt auf; die Landschaft wirkt flach und ist nur durch die Zeich- 
nung belebt. Das würde mit der Kunstkritik alter chinesischer Gelehrter überein- 
stimmen, die sagen, daß ‚die Landschaften von Wu Taotze bewundernswert in der 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
	        
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