Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

   
     
  
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Abb. 153 Kreuz in St. Andreas-Form 
in Eisen, etwa 1,35 m lang, mit In- 
schrift: „Sunu“, König von Wu, um 
230 n. Chr., entdeckt unter Kaiser 
Hungmu, 1368, dann in einem Tempel, 
der in der Taipingrevolution nieder- 
gebrannt wurde, jetzt im Freien 
liegend in Lulingsien, Präfektur 
J Kinanfu, Provinz Kansi 
(Aus: Favier, Peking) 
  
Fremde Religionen und Völker 
Christentum 
Es fehlt jede Nachricht, wann die Lehre des Christentums zum ersten 
Male in China verkündet wurde. 
Übereifrige Missionare wollen eine chinesische 
Heiligengestalt mit gekräuseltem Backen- und 
Schnurrbart, die „Tamo“ oder ,„Tomo‘“ genannt 
wird, zum Bilde des Apostels St. Thomas stem- 
peln, der im ersten Jahrhundert nach Indien zog, 
um die Lehre des Gottessohnes zu künden. Die 
unchinesische Barttracht, die seit altersher (Abb. 68) 
den Barbaren, d. h. den Ausländer, charakterisierte, 
kann aber sehr wohl einen Indier darstellen, wie die 
chinesischen Annalen angeben. Irgend ein sonstiger 
Zusammenhang mit dem Christentum ist nicht im 
geringsten zu erkennen, und die Ähnlichkeit im 
Klange der Namen ‚„Tomo“ und ‚„Thomas“ ist nicht 
als ernsthafter Beweis anzusehen. 
Eher lassen sich bei ganz merkwürdigen, in 
Form des Andreaskreuzes gegossenen Metall- 
stücken!) Beziehungen mit christlichen Ideen ver- 
muten. Das erste (Abb. 153) wurde im Beginn der 
Mingzeit (1368) in der Präfektur von Kinanfu bei 
Lulingsien gefunden und in einem Tempel aufgestellt, 
der in der Mitte des 19. Jahrhunderts niedergebrannt 
wurde. Jetzt ist ein neuer Bau aufgeführt, aber in 
der Zwischenzeit ist die Inschrift verwittert, so daß 
nur noch der Name des Königs von Wu, Sunu, der um 
330 n. Chr. lebte, deutlich zu lesen ist. Das Kreuz ist 
IN aus Risen und etwa 1,35 m lang. Zwei andere Kreuze in fast genau gleicher Form, nur 
mit erhabenen Querrippen in der Mitte und abgerundeten, etwas eingebogenen 
  
  
   
   
  
  
  
  
  
    
    
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
     
Seitenarmen sind in der Nähe von Nanking gefunden 
worden, wo sie zwischen den Gräbern der Armen im 
Norden der gewaltigen Pagode des Konfuzius liegen. 
Sie sind ebenfalls aus Eisen gegossen, 2,2 m lang beı 
0,88 m Breite, bzw. 1,58 m bei 0,40 m. Inschriften 
oder sonstigeVerzierungen sindnicht angebracht worden. 
Chinesische Schriften berichten von den „vom 
Himmel gefallenen“ Kreuzen als Propagandamittel für 
den Neubau eines Tempels am Endedes16.Jahrhunderts, 
in dem auch die Kreuze aufgestellt und verehrt sein 
sollen, bis der Tempel 1853 in der Taipingrevolution 
verbrannt wurde. Über die Bedeutung der Kreuze 
wissen die Chinesen nichts zu sagen, und trotz der 
sehr sorgfältigen Studien der christlichen Missionare 
ist nichts weiter festgestellt, als daß in den letzten 
1) P. Louis Gaillard, Croix et Swastika, Shanghai 1893 
(Abschnitt über die Kreuze auch abgedruckt: Sur trois croix 
en fer, trouv6es en Chine, Eitudes relig., phil., hist. et litter. 
tevue mensuelle p. p. des peres d.1.C. de Jesus, XXX. 
Paris 1893.) — A. Favier, Peking, 1900, 8. 59 ff. 
  
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Abb. 154 Stein mit Kreuz auf Sockel, 
gefunden unter Kaiser Wanli, 1573 bis 
1620, bei Nangansien, Provinz Fukien, 
angeblich 4. oder 6. Jahrh., Tangzeit 
(Aus: Favier, Peking 
Text s. S. 195
	        
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