Li Longmien — Kopien — Komische Bilder 217
Dämonenmutter versprach, kein Menschenkind mehr zu töten, wenn sie ihre kleine
Tochter wiederbekäme. Buddha läßt sie das Kind auf dem Boden des Gefäßes er-
blicken. Die Bildrolle zeigt, wie die unglückliche Mutter alle ihre übernatürlichen
Kräfte in Bewegung setzt, um mit einem Heere von Dämonen das Kind zu befreien.
Buddha gibt es aber erst heraus, als die Mutter den buddhistischen Glauben ange-
nommen hat.
Die Figuren von Buddha, der Mutter mit ihren Frauen und des Dämonen-
führers mit seinen Kriegern sind in dem Stile der Arhats in feierlicher Pose gezeichnet,
aber das Dämonenheer mit seinen wunderbaren Gestalten zieht in vollster Bewegung
in den Kampf. Den voraneilenden Kriegern (Abb. 163) zerbricht Schwert und Lanze
im Kampfe gegen Buddha, Menschengestalten mit den verschiedensten Tierköpfen
(Abb. 164) stürmen herbei, unter ihnen sehen wir auch Raubvogelköpfe, teilweise
Abb. 165 Tierdämonen von Li Longmien
(s. Abb. 163)
auf Gestalten mit Krallen und Flügeln, die den indischen Ganduras und den japa-
nischen Tengus !) völlig gleichen. Selbst Pflanzen werden in Menschengestalt ge-
formt (Abb. 166) und die Menschen selbst durch Zusammendrücken und In-die-
Länge-Ziehen zu lustigen Karikaturen (Abb. 167) gestaltet. Und zwischen diesen
Ausgeburten einer tollen Phantasie sehen wir die Frauengestalt in natürlicher
Anmut sich bewegen.
Diese Bilder sind Kopien. Der Beweis ist bisher literarisch erbracht. In Europa
allein existieren drei weitere Kopien, hiervon ist die eine als japanische Kopie von
1851 gezeichnet, die anderen sind mit Inschriften von 1300 und 1390 beschrieben.
Bei der französischen Kopie fehlen einige Worte des Sutratextes, die natürlich nur
der Abschreiber vergessen konnte, und ferner ist die Jahreszahl falsch, da sie 1081
1) Abbildung von Tengumaske und Tengufiguren: Münsterberg, Japanische Kunst-
geschichte, Bd. II, Abb. 179 und 180.