Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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kraftvolle Pinselstrich und die Vornehmheit der Auffassung zeigen eine Meisterschaft, 
die kaum übertroffen werden kann. Das Bild ist von einem Priester der Zensekte 
bereits gegen Ende der Sungdynastie 
nach Japan gebracht worden und 
gehörte zu den Schätzen des Shogun 
Yoshimasa (1443—1473). 
In ähnlicher flotter Weise ist 
ein Felsenvorsprung (Abb. 195) mit 
einigen Vögeln gemalt. Die schweren 
Steine und der fliegende Vogel sind 
mit feinem Gefühl über die Fläche 
verteilt. Eine andere Technik zeigt 
uns eine ebenfalls Liang Kai zuge- 
schriebene Skizze (Abb. 196) des po- 
pulären Dichterpaares, des Küchen- 
jungen Ittoku mit seinem Besen und 
des blödsinnigen Kanzan, die um die 
Mitte des 7. Jahrhunderts gelebt 
haben. Statt des kalligraphischen 
Striches sind hier verlaufende Farben- 
flecke ebenso keck wie geistreich 
angewendet. Wie geschmackvoll ist 
der Farbfleck der Steine im Vorder- 
grund als Ausgleich der Farbenwerte in 
Liang Kai —- Porträt — Skizze — Priester Putai 
     
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
   
   
  
  
Abb. 195 Fliegender und sitzender Reiher am Felsen, 
schwarzweiß, auf Seide, etwa 30 cm hoch, von Liang Kai, 
um 1200 
(Aus: Tajima, Selected relies of Japanese art, Bd. XV) 
den Figuren angebracht! Der große, freie Raum trägt zur Wirkung wesentlich bei; 
alles ist mit sicherem Gefühl trotz der scheinbaren Zufälligkeit genau abgewogen. 
  
Abb. 196 Das Dichterpaar: Kanzan und Ittoku, 
schwarzweiß, zugeschrieben Liang Kai, um 1200 
(Aus: Bijutsu Gaho, Bd. VIII) 
Der lustige Priester Putai mit 
kurzen Beinen, . unförmlich dickem 
Bauche und hohem Schädel war ein 
beliebtes Motiv der Maler. Täglich 
wurde er in den Straßen mit einem 
dicken Sack auf dem Rücken gesehen, 
wie er mit Kindern spielte oder auf 
seinem Sacke in der Straße schlief. 
Er war ein gütiger und kluger Mann, 
der das Volk liebte und hohe Ideale 
vertrat, aber dabei seine von Natur 
groteske Gestalt völlig vernachlässigte. 
Die originelle Figur wurde trotz der 
humoristischen Wirkung die typische 
Versinnbildlichung von Liebe und 
Menschenfreundlichkeit, von: dem inne- 
ren Frieden des edlen Menschen selbst 
im Bettlergewande. 
Ein derartiger Körper wird leicht un- 
natürlich und mehr komisch als humor- 
voll erscheinen ; es wardaher die Aufgabe 
des Künstlers, die Grenze des Geschmack- 
vollen innezuhalten. Liang Kaihatdiesen 
ihm innerlich verwandten Charakter mit wenigen Pinselstrichen sehr drollig gemalt.!) 
1) Abbildung Kokka, Heft 152. Die Abbildung ist zur Reproduktion aus technischen 
Gründen leider nicht geeignet. 
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