252 Sungzeit (960—1280)
gedanken des Bildes nichts zu tun hat. Nur um eine Tiefenwirkung zu er-
reichen, ist links das Flußufer und die Bergkontur willkürlich hinzugezeichnet.
Dieses Kunstmittel wird später häufig angewendet, und aus ihm entsteht die
hochgestaffelte Landschaft mit ihrer Kompliziertheit der Motive, wie wir sie
auf anderen Bildern (Abb. 210), die dem gleichen Maler zugeschrieben werden,
bereits finden.
Die gleichen Eigentümlichkeiten weist en dem Hsia Kuei zugeschriebenes
Bild (Abb. 211) auf. Die Einfachheit des Bildes ist verloren. Nicht mehr wird die
Seele einer einheitlichen, stimmungsvollen Landschaft gegeben, sondern eine Fülle
Abb.210 Herbst- und Winterlandschaften mit ankommenden Booten, sehwarzweiß, 1,20 m hoch, im Daitokuji-
kloster, Kyoto, Japan, zugeschrieben Yen Tzuping (?) Südl. Sungdynastie, 1163, wahrscheinlich Yuan- oder
Mingarbeit
(Aus: Tajima, Seleeted relies of Japanese art, Bd. XII)
interessanter Einzelmotive ist dekorativ zusammengestellt. Die einzelnen Szenerien
sind übereinander aufgebaut und die verschiedenen Kulissen durch Wolkenstreifen
getrennt bzw. verbunden. Wenn wir die Bilder teilweise zudecken, so haben wir
zwei oder drei Bilder, von denen jedes einzelne ein in sich abgeschlossenes Ganzes
darstellt.
Wir haben hier bereits alle charakteristischen Eigenschaften der späteren
Stile vor uns. Zugleich sehen wir in besonders starker Weise den Unterschied
zwischen der nördlichen und südlichen Schule. Kahle, schroffe Felsen ragen auf
dem letzten Bilde gegen den Himmel in ernster, wuchtiger Majestät, während die
anderen Bilder weiche, abgerundete Bergformationen aufweisen.