Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
Allgemeines 
Seit den Tagen, da die Portugiesen den Seeweg nach Indien gefunden haben, 
nimmt die europäische Wissenschaft drei in sich unabhängige, autochthon entwickelte 
Kulturzentren in Asien an: Kleinasien mit den Inseln und Persien, Indien, und schließ- 
lich China mit Korea und Japan. Unzugängliche Gebirge, weite Wüsten und un- 
geheure Steppen, bewohnt von unkultivierten Barbarenstämmen, trennen die frucht- 
baren Grenzstaaten der asiatischen Welt. Erst in neuerer Zeit, durch die Erforschung 
der Geschichte und Religionen, der Sprache und Urkunden, der Sitten und Gebräuche, 
der Kunst und Ornamentik sind Ähnlichkeiten zwischen räumlich fernliegenden 
Völkern erkannt, aus denen sich überraschende Zusammenhänge zwischen den ver- 
schiedenen Kulturen Asiens untereinander und mit den alten Kulturen am Mittel- 
ländischen Meere ergeben. 
Noch fehlen alle systematischen Ausgrabungen in China, noch harren viele 
hundert Grabhügel, darunter Kaisergräber, die Jahrhunderte vor unserer Zeitrech- 
nung datiert sind, der Öffnung, um einwandfreies Zeugnis von der Kunst ihrer Er- 
bauer zu geben. Nach literarischen Quellen lassen ei Orte bestimmen, an denen 
schon vor Jahrtausenden gewaltige Paläste und Tempel gestanden haben sollen. 
Allerdings waren es ee und dem Feuergrabe gingen stets Plünderungen 
voraus, aber dennoch ist anzunehmen, daß siclenes damals wertlose Sch 
im Schutt verborgen liegen. Wenn auch die glänzenden Erfolge der europäischen 
Ausgrabungen in Turkistan, bedingt durch pengraphisch. Einwirkungen besonderer 
B_ den wandernden Dünensand, eine Ausnahme darstellen dürften, so sollten 
sie doch die Anregung geben, auch in anderen, viel früher bewohnten Gegenden zu 
forschen. 
Liegt somit noch kein erschöpfendes und unanfechtbares Material vor, so 
läßt sich jedenfalls schon heute so viel feststellen, daß die Kulturen in Mittel- und 
Ostasien, ebenso wie die in Europa, zwar eigenartige, selbständige Entwick- 
lungen zeitigten, aber daß die Grundelemente aus älteren Kulturen übernommen 
nd und zu gewissen Zeiten gegenseitige Beeinflussungen in sehr starkem Maße 
stattgefunden Ta 
Die asiatischen Kulturstaaten sind nicht isolierte, aus sich 
heraus selbständig entwickelte Kulturoasen, wie sie sich heute 
darstellen, sondern nur eigenartige Weiterentwicklungen der ge- 
meinsamen Weltkultur. 
Dem Zuge von Osten nach Westen, der in nachchristlicher Zeit beginnt, 
waren erfolgreiche Strömungen vom Westen nach dem Osten in früherer Zeit voraus- 
gegangen. Die Gesetze von der Ausstrahlung hochentwickelter Kulturzentren in 
5 Welten und von der Übertragung der "Kunstsprachen, die für Europa und 
Westasien durch Ausgrabungen einwandfrei nachgewiesen sind, gelten auch für Süd- 
und Ostasien.
	        
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