I. Steinzeit
3. Jahrtausend v. Chr.
Die älteste Kulturschicht der Menschheit weist Gerätschaften aus Stein
auf, während das Metall noch unbekannt war. In China sind vielleicht einzelne
Formen von Steingegenständen aus dieser frühen Zeit erhalten, aber es fehlt jeder
Nachweis. Dagegen im Norden des japanischen Inselreiches, auf der Insel Yezo, lebt
der Rest einer Urbevölkerung, die noch in historischer Zeit in den Sitten der Stein-
zeit verharrten: die Ainos.!) An vielen tausend Stellen sind Ausgrabungen ver-
anstaltet, und die reichen Funde zeigen, daß die Ainos einst fast das ganze japanische
Inselreich bevölkert und eine Formensprache der Töpferei und Wafien gekannt haben,
die von derjenigen der später vom Südwesten siegreich vordringenden eigentlichen
Japaner von anderer Rasse und Sprache völlig abweicht. Die Ainos mit ihren breit-
schultrigen kleinen Figuren, mit dem langen schwarzen Haar und Vollbart, mit gerade-
stehenden, tiefliegenden Augen, zeigen alle typischen Eigentümlichkeiten eines
kaukasoiden Stammes. Bälz hat in seinen Untersuchungen das Porträt Tolstois
neben das eines Ainos gesetzt, um nachzuweisen, daß kaum ein Rassenunterschied
zwischen den Kleinrussen und den Ainos besteht. Von noch heute erkennbaren
Resten einer gleichen Rasse wird aus verschiedenen Gebieten Sibiriens berichtet.?)
Im 8. Jahrhundert n. Chr. traten die Uiguren unter den Völkerstämmen des Nordens
als kraftvoller Staat hervor, und eine chinesische Abbildung?) zeigt übereinstimmende
Rassenmerkmale dieses Volkes mit den Ainos.
2) Milne, Notes on stone implements from Otaru and Hakodate, with a few general
remarks on the prehistoric remains of Japan, Asiatic Soc. 1879, mit 5 Tafeln. — Morse,
Shell mounds of Omori, Tokio 1879, mit 18 Tafeln, besonders Töpfereien. — Siebold,
Notes on Japanese arch&ology with special reference to the stone age, Yokohama 1879,
mit 12 Tafeln, Folio. — Schenke, Die Ainos, Deutsche Ges. f. Naturk. Ostasiens, 1881. —
Ol. v. Siebold, Ethnologische Studien über die Aino auf der Insel Yesso, Berlin 1881, mit
6 Tafeln. — O. Kanda, Notes on ancient stone implements etc. of Japan, Tokio 1884,
mit 24 Tafeln, besonders Waffen. — R. Hitchcock, The Ainos of Yezo, Smithsonian In-
stitution, 1897. — R. Hitchcock, The ancient Pit-Dwellers of Yezo, Smithsonian Insti-
tution, 1892. — Mac Ritchie, The Ainos, Archives internationales d’ethnographie, Bd. IV,
Supplement, Leiden 1892, mit 19 Abbild. — Batchelor, The Ainu and their folklore,
The Religious Tract. Soc. 1901 (erste Auflage 1892). — Koganei, Über die Urbewohner
in Japan, Globus LXXXIV, 1903, und Deutsche Ges. f. Naturk. Ostasiens, 1903, S. 297—329.
— Munro, Primitive culture in Japan, Asiatic society of Japan, Yokohama 1906, mit
86 Abbild. und 2 Tafeln. — E.v. Bälz, Zur Zeit- und Urgeschichte Japans, Ztschr. f.
Ethnologie, 1907, mit 15 Abbild. — Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Braun-
Beh wei 1907. Bd, IL. 8 Au, Ss IB u.
2) Wiennkoff, Congrös provincial des Orientalistes, Lyon 1878, Bd. I, S. 131.
3) Dr. @. Schlegel, Die chinesische Inschrift auf dem uigurischen Denkmal in Kara
Balgassun. Memoires de la Soei6te Finno-Ongrienne IX, Helsingfors 1896, S. 141.