Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
II. Bronzezeit 
2. Jahrtausend v. Chr. 
Aus der eigentlichen Bronzezeit Chinas sind keinerlei Originalstücke erhalten. 
Um so reicher ist das literarische Material. Unsere Quellen sind zweierlei Art. Ein- 
mal erzählen die alten Annalen eine lückenlose Geschichte des chinesischen Kaiser- 
hauses vom Jahre 2852 v. Chr. an; aber die Niederschriften sind erst aus dem 6. Jahr- 
hundert v. Chr., so daß die vorgehenden Zeiten teils als halbhistorische, teils sogar 
als mythische bezeichnet werden müssen. Noch schlimmer steht es um die andere 
sehr wichtige Quelle, das einzige Abbildungsmaterial für die Kunstgeschichte aus 
der Zeit vor dem 2. Jahrhundert v. Chr., den illustrierten Katalog der Bronzesamm- 
lung des Kaisers Huitsung, den Pokutulu. Die Sammlung ist erst im Anfang des 
12. Jahrhunderts n. Chr. zusammengebracht, und der 1119—1126 gedruckte Katalog 
datiert die abgebildeten Stücke bis in die Shangzeit (1766—1122 v. Chr.), also beı- 
nahe 3000 Jahre zurück. 
Dazu kommt, daß die Abbildungen in Strichzeichnung gemacht sind, so 
daß alle unklaren Reliefs, die teils durch die primitive Gußausführung, teils 
durch die Verwitterung und Oxydation nicht deutlich erkennbar waren, in scharfen 
Linien ausgeführt sind. Töpfereien der Hanzeit und Spiegel der Tangzeit, die aus 
Gräbern ausgegraben sind, zeigen dagegen eine sehr rche und minderwertige Aus- 
führung, die aller künstlerischen Durcharbeitung entbehrt und die dargestellten 
Motive mehr andeutet als ausführt. Diese oft sehr elegante Durcharbeitung der 
einzelnen Motive läßt die Hand des Sungzeichners erkennen und sind daher nicht 
mit der wirklichen Ausführung in Bronze oder Stein zu verwechseln. Alle er- 
haltenen alten Bronzen bis zur Tangzeit sehen recht anders aus, und das Relief 
erscheint meist ganz verschwommen. Die Abbildungen zeigen dagegen die ver- 
schiedenen Tiere und Ornamente schr klar und deutlich, sowie sehr korrekt 
durchgeführt. Daher sind die Einzelheiten der gezeichneten Ornamentik durchaus 
nicht so maßgebend, wie von vielen Forschern angenommen wird. 
Wir dürfen die Angaben aus beiden Quellen nicht wörtlich nehmen, sondern 
können nur die den einzelnen Kaisern und Dynastien zugeschriebenen neuen Sitten, 
Techniken und Formen als ein Kulturbild aus den ersten Jahrtausenden vor Christus 
in großen Gruppen zusammenfassen. 
Das ursprüngliche China bestand bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. un- 
gefähr aus den südlichen Teilen der heutigen Provinzen Shansi und Shensi, aus 
Honan und Shantung, also ausschließlich aus den Ländern, welche das Knie des 
Hoangho oder Gelben Flusses vielleicht bis zur Mündung ins Meer umgeben. 
Das heutige mittlere und südliche China war damals von Barbarenstämmen 
bewohnt, die vorher auch mehr nördlich gehaust hatten und allmählich durch 
die immer weiter vordringenden Chinesen nach dem Süden und schließlich in die 
unzugänglichen Gebirge des Inneren zurückgedrängt wurden. Der Norden, also die 
 
	        
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