Urteil ist allerdings nicht immer maßgebend,
Naturalistischer Stil — Chin Nampin — Haustiere
Dal
wie wir wiederholt gesehen haben,
und Anderson vermutet, daß er nur ein geschickter Kopist von alten chinesischen
Bildern gewesen sei.
sie von dem Stile des 17. Fafrhunderis
wesentlich unterscheidet. Die ıhm zu-
geschriebenen, recht zahlreichen Bilder sind
sehr verschieden, so daß nicht eine Hand
für die Ausführung aller anzunehmen ist.
Die meisten zeigen ein einheitliches, einfaches
Motiv (Taf. XV), andere (Abb. 305—309)
den dekorativen Stil der zusammengesetzten
Komposition. Viele Bilder sind in äußerst
lebendiger, fast europäischer Art gemalt
(Abb. 302—304), während andere der alten
Tradition folgen (Abb. 305). Doch gleich-
gültig, wer der V erfertiger ist und ob Originale
oder Nachahmungen vorliegen, weist der Stil
der Bilder manches auf, was in der chine-
sischen Kunst völlig neu ist.
In lebendiger Bewegung kommt eine
Katze herbeigeschlichen (Abb. 301), während
über ihr in etwas dekorativer Weise Blumen
arrangiert sind. Fast europäisch wirken die
Ziegen, Pferde und Kaninchen (Abb. 304),
die in der freien Natur unter Bäumen in gut
beobachteten Momentaufnahmen gezeichnet
sind. Der Horizont ist tiefer gerückt und auf
eine Hinterkulisse ist verzichtet bzw. diese
so diskret angedeutet, daß sie kaum sicht-
bar ist. Der meist knorrige Baumschlag
und die Landschaftsmotive sind der älteren
Schule entnommen , aber die gemütliche
Ziesenfamilie (Abb 302), die sich beschnup-
pernden Pferde (Abb. 303) und vor allem
die aufhorchenden Kaninchen (Abb. 304)
unter dem Pflaumenbaume in ihrer rea-
listischen Auffassung lassen beinahe ver-
gessen, daß es chinesische Bilder sind. Der-
artige Szenen gab es nicht in den Vorlagen-
büchern, sie stammten nicht aus der Rüst-
kammer der alten Zeit. Das war frisch be-
obachtetes Leben in Feld und Wald.
Allerdings sind die Mittel des Vor-
trages rein chinesisch geblieben, und das
Neue ist in den alten Rahmen eingefügt.
Alle Formen sind weich und rund aufgelöst;
die Rücken der Pferde zeigen Glanzlichter,
und die Kaninchen sind von einer Seite wie
von hellem Lichte umflossen. Als weitaus
bestes Bild erscheint mir das mit den Ka-
ninchen, während die anderen Tiere trotz
der geschickten Gruppierung und der rea-
Abb.
306
Jedenfalls zeigen die Bilder einen naturalistischen Zug, der
Wilde Gänse und Pflaumenbaum,
farbig, etwa 1,25 m hoch, von Chin Nampin,
datiert 1753
(Aus: Tajima, Selected relies of Japanese art,
Ba. XIV) — Text s. a. 8. 333