Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

       
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
18 Bronzezeit 
auf Bronze hören. Jedenfalls ist das Eingravieren in Bronze dem Einmeißeln in 
Stein vorausgegangen. Noch wahrscheinlicher dürfte es sein, daß nur irgend 
welche Ornamente angebracht gewesen waren, die dann später als Eigentümlich- 
keit des einzelnen Staates angesehen wurden, ähnlich wie die australischen Neger 
gewisse Ornamente als Zeichen eines Dorfes oder Stammes haben. 
Die neun Dreifüße blieben die kaiserlichen Insignien für Jahrhunderte. Noch 
von Ting-Wang (606—568 v. Chr.) wird berichtet, daß er die ererbten Opfergefäße 
gebrauchte, um gemäß seiner Pflicht als König-Priester die Opfer an die Geister 
der großen Vorfahren auszuführen. Als durch den Raub der heiligen Gefäße (256 
v. Chr.) der König die Möglichkeit des Opferns verlor, hörte das Recht auf, sich ‚Sohn 
des Himmels“ — Wang — zu nennen. Wie die Gefäße ausgesehen haben, darüber 
fehlt jede nähere Angabe, und wir können nur aus späteren Funden Vermutungen 
aussprechen. Des wertvollen Materials wegen wurden in kriegerischen Zeiten die 
Metallgefäße immer wieder geraubt und eingeschmolzen. Einige wurden zum 
Schutz vergraben oder in die Flüsse versenkt. Auf Steinrelieis aus dem ersten 
Jahrhundert n. Chr. und von 147 n. Chr. sehen wir, wie derartige, schon damals 
‘als Antiquitäten hochgeschätzte Bronzekessel herausgefischt werden (Abb. 2,3). Da 
es auch Dreifüße sind, so ist es wohl möglich, daß ihre Gestalt nach den heiligen 
Kaisergefäßen geformt war. Noch heute stehen, dem größeren Umfange des Reiches 
von 18 Provinzen entsprechend, schwere Bronzekessel in gleicher Anzahl auf der 
Opferterrasse des Kaisers am Himmelstempel in Peking. 
Huangti wird die erste Herstellung von „Ziegelsteinen‘“ zugeschrieben, aber 
dieser Ausdruck scheint nicht genau übersetzt oder von den Chinesen schon ungenau 
gebraucht zu sein, denn damals wurden im Westen noch keine Ziegelsteine ge- 
brannt, und da nicht anzunehmen ist, daß die Chinesen sie früher erfunden haben, 
kann es sich höchstens um Lehmziegel gehandelt haben. Damals soll zum ersten 
Male ein kaiserliches Schloß, wohl aus Holzfachwerk mit Lehmmauern auf 
Steinfundament, errichtet worden sein, um den Herrscher von dem Volke zu trennen, 
während bisher die Könige in Hütten unter dem Volke lebten, entsprechend dem 
Zeltleben bei den Nomadenvölkern. Auch der erste Tempel für Opfer soll damals 
erbaut worden sein. 
Bisher hatte man sich in Felle gekleidet, und das Weben war unbekannt. Der 
Gemahlin von Huangti wird die Zucht der Seidenraupe nachgerühmt. Die Seide 
begann man zu weben, und Darstellungen von ‚Blumen‘ und Vögeln wurden 
daraufgestickt. Diese Angabe erscheint ganz unwahrscheinlich, denn auf keiner Ab- 
bildung eines Bronzegefäßes, bis etwa zum 4. Jahrhundert v. Chr., ist ein Blumen- 
ornament zu erkennen; auch ist es fraglich, ob es sich um gewebte oder gestickte 
Muster handelt. Aus den Stoffen wurden Kleidungsstücke von bestimmten Formen 
hergestellt und zum ersten Male Rang und Stellung durch Uniformen erkennbar 
gemacht. Der Wunsch, die Stoffe zu färben, führte zur Herstellung von 
Farbstofien. . 
Den Regimentern wurden Fahnen verliehen und die Soldaten mit Bogen 
und Pfeilen, Lanzen und ‚Schwertern‘“ ausgerüstet; auch hier dürfte ein Irrtum 
des Chronisten vorliegen, da ursprünglich wie überall in der Welt nur Dolche 
als Nachbildung des Steingerätes gebraucht wurden (s. Abb. 13). Später wurden 
Kriegswagen eingeführt und Schlachtordnungen angewendet. Auch soll 
damals zuerst der Ochsenkarren, das Fuhrwerk der Vornehmen, eingeführt sein. 
Die Erwähnung der Schlachtordnung ist besonders interessant. Während in 
Japan, wie bei den Griechen und Germanen, der Einzelkampf vor der Schlachtfront 
und auch im Kampfe selbst üblich war, leitete bei den Chinesen wie bei den asiatischen 
Völkern im Westen der Kommandierende durch Signale die geschlossenen Truppen- 
körper. Als die Mongolen im 13. Jahrhundert Japan erobern wollten, da standen 
  
 
	        
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