Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
Grabbauten 27 
Forschungseifer uns so viel neues Material über Chinas älteste Zeit beschert hat, 
ist es gelungen, in verlassenen Gegenden am Yalufluß Grabbauten zu photo- 
graphieren, die sowohl mit den mykenischen wie mit den japanischen nahe Ver- 
wandtschaft zeigen. 
In den ersten fünf Jahrhunderten nach Christus hatte sich in diesen, von 
China noch nicht eroberten Gegenden ein kraftvoller Staat entwickelt, dessen Name 
Kaokuli den Ursprung für den Namen ‚Korea‘ gegeben hat. Aus einer dortigen 
chinesischen Inschrift aus dem Anfange des 5. Jahrhunderts n. Chr. lernen wir 
die Macht des Königs kennen. In Korea waren siegreiche Kriege auch mit 
den vordringenden Japanern wiederholt geführt und dadurch die Verbindung 
mit Japan hergestellt. Die chinesische Inschrift, sowie die geographische 
Lage des Landes lassen deutlich den kulturellen Einfluß Chinas erkennen, so 
daß wir in den Steinpyramiden (Abb. 9) und den Steinkammern (Abb. 10, 11) 
  
  
  
Abb. 10 Grabkammer aus Stein, Ruinen an der Westseite der Steinpyramide (Nr. 7) bei 
Tongku am Yalufluß. Etwa 5. Jahrh. n. Chr. 
(Aus: Chavannes, Les monuments de l’ancien royaume Corden de Kao-Keou-li) 
zugleich den chinesischen Totenkult kennen lernen, wie er sich aus viel älterer 
Zeit erhalten hat. 
Im allgemeinen dürften die Steinpyramiden, die in Japan gar nicht vor- 
kommen, auch in China selten gewesen sein. Die sorgfältig gearbeiteten Stufen- 
pyramiden (Abb. 12) aus Lehm haben ebenfalls kein Gleichnis in Japan; ihre 
Form ist nur in der Wüste von Sakhara in Ägypten ähnlich erhalten. Die nörd- 
lichste Pyramide steigt vom Boden in fünf mächtigen Stufen empor, die anderen 
erheben sich auf einer breiten Stufenterrasse von 200—400 Schritt Umfang und 
20-30 m Höhe. Die Höhe der elf großen Pyramiden von dem künstlichen Pla- 
teau aus beträgt 40-60 m. Die Wände sind glatt aus geknetetem und gestampftem 
Lehm.!) Daneben sind einfache Erdhügel in China in ungeheurer Menge im 
ganzen Reiche vorhanden. 
Wenn wir schließlich einen Blick auf die Kleinkunst Mykenäs werfen, so finden 
wir trotz der künstlerischen Beherrschung einzelner Techniken, besonders in Edel- 
metall, in Bronze, in Elfenbein, in Glas und Bergkristall, eine noch primitive Ausdrucks- 
1) Hesse-Wartegg, Shantung und Deutsch-China, 1898, S. 95.
	        
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