Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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III. Bronze-Eisenzeit 
10. bis 5. Jahrhundert v. Chr. 
Auf die Blütezeit des 2. Jahrtausends v. Chr. folgte ein künstlerischer 
Niedergang. Durch den raffinierten Luxus und die entnervende Verweichlichung, 
durch schlechte Verwaltung und tyrannische Willkür verlor die Zentralgewalt 
gegenüber den Feudalherren immer mehr an Ansehen. Die Pflege der Künste 
wurde durch die Aufstände und Kämpfe um die Macht abgelöst. 
Es war das Schicksal aller Kulturen der Welt, in dem Moment zusammen- 
zubrechen, in dem die innere Kraft, die einst die Macht und die Kultur geschaffen, 
verloren war und nur noch der äußere Pomp wie ein morscher Baum aufrecht stand. 
Die mykenische Kultur wurde von den tatkräftigen Doriern, die römische von jugend- 
lichen Germanenvölkern gestürzt; immer waren es frische, fremdländische Kräfte, 
die auf den Trümmern der alten eine neue, herrlichere Kultur aufbauten. In China 
dagegen drangen keine jugendkräftigen Völker ein, sondern nach inneren Kämpfen, 
die das ganze Reich nur zu oft in blutige Schlachtfelder verwandelt haben, entstand 
immer von neuem aus eigener Mitte der siegreiche Herrscher und mit ihm eine ver- 
jüngte Kultur. Wenn aber fremde Barbarenvölker vorübergehend die Macht an sich 
rissen, so versagte ihre Kraft stets an dem passiven Widerstande der älteren Kultur. 
In dieser Tatsache liegt einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen der 
Kunstentwicklung Chinas und Europas. Während in Europa immer neue Völker 
unter verschiedenen geographischen, religiösen, politischen und wirtschaftlichen 
Verhältnissen die führende Rolle übernahmen und immer neue Sprachen, Relı- 
sionen, Sitten und Kunststile — wenn auch auf den Schultern der Vorgänger auf- 
gebaut — aus dem jeweiligen Kulturmilieu des einzelnen Staates und der jeweiligen 
Zeit heraus entwickelten, blieben in dem chinesischen Reich die Grundelemente des 
2. Jahrtausends für alle Zukunft erhalten und maßgebend. Neu eingeführte Reli- 
gionen konnten den Dualismus des alttraditionellen Ahnen- und Naturkultus mit 
dem obersten Gott und die göttliche Stellung des Kaiser-Priesters mit seiner poli- 
tischen Macht nicht erschüttern, und dadurch blieb wiederum der alte überlieferte 
Kunststil der Bronzezeit für den heiligen Kultus erhalten. 
Das Verharren in den überlieferten Sitten konnte nicht erschüttert werden, 
als im 7. Jahrhundert v. Chr. das Eisen kennen gelernt und etwa seit dem 5. Jahr- 
hundert verwendet wurde. Allerdings scheint die Einführung nur sehr langsam vor 
sich gegangen und aus Mangel an Material und Beherrschung der Technik zuerst 
nur für kleine Sächelchen angewendet zu sein. Landwirtschaftliche und häusliche 
Geräte, Frauenmesser und -nadeln werden erwähnt, aber noch nicht Waflen, 
da die Herstellung der scharfen Schneide Schwierigkeiten bereitete. Um 500 v. Chr. 
werden noch Eisenschwerter, die offenbar importiert waren, als Wunderwerke be- 
zeichnet. Eisen war noch 119 v.Chr. so selten, daß die Regierung ein Bisenmonopol 
einführen wollte.
	        
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