Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

   
   
   
Kochherde und Geschirr — Schaf — Mühle — Türken 65 
im Gebrauch. Die untere Platte (Abb. 66) hat einen vertieften Rand zur Aufnahme 
des gemahlenen Stoffes, während das erhöhte Mittelstück im Zentrum einen 
Zapfen hat, in dem sich der obere Stein (Abb. 67) dreht. Von Darstellungen der 
Haustiere hat Laufer neben dem Schwein und dem Schafe auch Hunde-, Hühner- 
und Entenfiguren in Ton gefunden. 
Die Ausführung in primitiver Art läßt 
keine Stileigenart erkennen, so daß es schwierig ist, irgend welche Anhaltspunkte 
für die Zeit der Entstehung zu erhalten. 
Die chinesischen Annalen berichten — 
nach Laufer —, daß der Kaiser Yüanti 
von der Liangdynastie (505—554) die 
Sitte der figürlichen Totenbeigaben auf- 
gehoben hat, indem er sagte, daß der 
Hund aus Ton nicht wachen kann. 
* . % 
Etwa seit dem 4.Jahrhundert v.Chr. 
begann eine neue Ära der chinesischen 
Kunst, die ihren vollendeten Ausdruck 
in der Hanzeit erhielt. Nordische 
(skythische) und westliche (myke- 
nische-persische-hellenistische) Einflüsse 
hatten sich bei den mittelasiatischen 
Völkern verschmolzen und in lokaler 
Ausgestaltung den eigenartigen Hanstil 
geschaffen. Die Stein-, Bronze- und 
Tonarbeiten bewahrten einen jeweiligen 
besonderen Stil ihrer Technik. Es begann 
ein naturalistisches Streben, Berge und 
Pflanzen, Tiere und Menschen darzu- 
stellen, aber noch ist die Wiedergabe 
an die Fläche und an die Wiederholung 
gewisser typischer Ausdrucksformen ge- 
bunden. 
Laufer!) weist auf den Verkehr mit 
türkischen Stämmen Mittelasiens hin. 
Die chinesische Literatur erwähnt goldene 
Kultgeräte bei den Türken des heutigen 
Ishtikhan, deren Inschrift die Schenkung 
vom chinesischen Kaiser der Hanzeit 
beweist. Andererseits wird in den Annalen 
der Liangdynastie — nach Laufer — er- 
zählt, daß Liu Chihlin ein großer Lieb- 
haber von Antiquitäten war und in 
seiner Sammlung von Metallgefäßen sich 
  
  
  
  
  
66 
Abb. 65—67 Totenbeigaben aus Ton in Form 
eines Schafstalles (65), vor den Schafen eine 
Mühle aus Unterteil (66) und drehbarem Ober- 
teil (67), aus Gräbern der Handynastie, 
206 v. Chr. bis 221 n. Chr. 
(Aus: Laufer, Chinese pottery of the Han 
Dynasty, Taf. IV und Abb. 10) 
verschiedene fremdländische Stücke befanden. Bei einzelnen waren Inschriften 
mit Gold oder Silber eingelegt, aus denen wir als ältestes Datum der Herstellung 
das Jahr 109 v. Chr. kennen lernen. Die Technik der Einlagen der Edelmetalle 
war damals in China fremd. 
Laufer vermutet an einem Bronzegefäß (Abb. 68) die Darstellung dieser 
türkischen Nachbarn. Wir finden tatsächlich alle typischen Merkmale eines nicht- 
!) Laufer, Chinese pottery of the Han Dynasty, 8. 227—229. 
Münsterberg, Chinesische Kunstgeschichte 
   
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
     
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
   
 
	        
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