Pfeiler — Papieröfen 85
In diesem Zusammen-
hange seien auch buddhisti-
sche Pfeiler erwähnt, die
in eigenartigen Formen oder
mit reichem Figurenrelief
aus Stein gemeißelt sind
(Abb. 145 und 146).
Eine merkwürdige Grab-
stätte nicht für Menschen,
sondern für Menschenwerk,
für beschriebene Papiere, sind
gemauerte Öfen (Abb. 147
und 148), denen man überall
begegnet. Den Bewohnern
von Mittel- und Ostasien ist
das geschriebene Wort so
heilig, daß es nicht fort-
geworfen, sondern sorgfältig
gesammelt und dann in den
besonders dazu bestimmten
Öfen verbrannt wird. An Abb.147 Ofen zum Verbrennen von beschriebenem Papier auf Putung
bei Shanghai
Straßenecken findet man (Originalaufnahme Franke, Hamburg, 1892)
häufig Kasten, die uns als
Briefkasten erscheinen, aber nur Sammelstätten für beschriebenes oder be-
drucktes Papier sind. Oft lautet die Aufschrift: ‚‚Steckt eure Papiere hier hinein
Abb. 148 Ofen zum Verbrennen von beschriebenem
Papier, mit der Inschrift: „Die Purpurflamme von
brennendem Papier ist nur durch die größte Hitze
erzielt, so auch wird die höchste Gelehrsamkeit nur
erreicht durch den größten Fleiß. Wie das Feuer das
Papier zur Asche verwandelt, so beseitigt die Gelehr-
samkeit alles, was schlecht und ungebildet ist*
(Aus: Price, Island ofAmoy, Bibliothek Franke Hamburg)
für das Krankenhaus‘.
Erst wenn zahlreiches, genau
beschriebenes Abbildungsmaterial vor-
liest, wird eine Ordnung der Denk-
mäler nach Provinzen und Zeiten
möglich sein. Jedenfalls sind durch
die Härte des Materials und die
allgemeine Ehrfurcht vor den Gräbern
so zahlreiche Grabbauten erhalten,
daß vielleicht auf keinem anderen
Gebiete der Baukunst eine so syste-
matische Entwicklungsreihe nach-
weisbar sein dürfte, wie auf dem der
Grabkunst. Die Hauptsache ist eine
staatliche Inventarisierung der histo-
rischen Schätze, wie es Japan in
mustergültiger Weise durchgeführt
hat. Allerdings sind in China die
politischen und geographischen Ver-
hältnisse komplizierter und un-
günstiger, aber das Material da-
gegen umfangreicher und auf ältere
Zeiten zurückgehend. Die Ahnen-
verehrung entwickelte den Sinn für
den Schmuck und die Gediegenheit
der Grabmonumente und schützte das
Bestehende vor Zerstörung.