1 00 Bronze — Allgemeines
1107 bis 1111 mit fast tausend Abbildungen in Holzschnittkontur erschien. Dieses
"Werk wurde im Neudruck 1308—1312 herausgegeben und hat dann viele Auflagen
in sehr verschiedenartiger Qualität erlebt. Die Originalauflage ist wohl kaum
mehr erhalten, und spätere Abdrucke der Platten sind abgenutzt und undeutlich.
In der Mingzeit, zuletzt 1588, wurden Neuschnitte hergestellt, ebenso unter der
jetzigen Dynastie. Die alten Zeichnungen sind in breiter Linie, während die
modernen ganz dünnlinig und vielfach abweichend sind. Abbildungen und Text
des ganzen Werkes sind auch abgedruckt in der großen 1726 vollendeten Enzy-
klopädie „Tushutsichong“ von über 5000 Bänden, die in vielen Bibliotheken und
Museen Europas zu finden ist.
Ein ähnlicher Katalog ist über die Sammlungen des Kaisers Kienlung im Jahre
1749 in 42 Folioheften erschienen: Sitsing Kuchien, der ebenfalls in Kontur-
linien viele archaische Bronzegefäße, Spiegel u. a. darstellt, die teilweise den Ab-
bildungen des 12. Jahrhunderts sehr ähnlich sehen.') Der Originalabdruck dieses
Werkes ist selten und daher kostbar. Es existiert, leider im verschiedene Hände
verstreut, ein handkoloriertes Prachtexemplar, das offenbar aus der Bibliothek
des Kaisers stammt. Vor einigen Jahren sind in Shanghai auf photographischem
Wege sehr gute Reproduktionen in kleinem Oktavformat hergestellt. Es wäre zu
wünschen, daß in Europa derartige Vervielfältigungen der so seltenen chinesischen
Abbildungswerke nebst einer Übersetzung der Texte herausgegeben würden. Eine
moderne Ausgabe mit neuen Schnitten ist im Vergleich mit der Originalausgabe
sehr ungenau. Die Formen sind teilweise verzeichnet und die Ornamente viel
moderner als im Original. Stilisierte großzügige Tierornamente sind zu kleinlichen
Tierzeichnungen geworden usw.
Bushell?) erwähnt noch weitere, mir bisher nicht zugänglich gewesene, ältere
Werke: Shao Hsing Chien Ku F’ou (Illustrierter Spiegel von Antiquitäten
aus der Shao Hsingzeit 1131—1162), veröffentlicht in Hangchou. — Hsi Ch’ing
Hsü Chien in 14 Heften, eine Art Supplement zu dem Katalog von Kaiser
Kienlungs Sammlung, das nur handschriftlich vorliegt. Hsi Ch’ing (Sitsing) ist der
Name eines kaiserlichen Palastes in dem verbotenen Stadtteile von Peking, in dem
die Kunstsachen aufgestellt waren.
Ning Shou Ku Chien ist ebenfalls nur handschriftlich vorhanden und
bringt in 28 Folioheften die im Ning Shou Kung, einem anderen Palast in der ver-
botenen Stadt, aufgestellte Sammlung alter Bronzen.
Im Jahre 1821 veröffentlichten die Brüder Feng Yünpang und Feng
Yüngyüan (s. Bd. I, 8. 47) in 12 Büchern das Kinshiso, eine illustrierte
Sammlung von Inschriften auf Metall und Stein. Bei der Auswahl war nicht
der Stil der Ornamentik, sondern der der Schrift maßgebend, aber trotzdem
enthält das Werk viel wertvolles Material. Neben Stücken, die schon in den
älteren Werken abgebildet sind, befinden sich auch bisher nicht bekannt ge-
wordene Einzelstücke.
Verschiedenes Material ist in japanischen Werken veröffentlicht, doch dürfte es
sich dabei nicht um Originalillustrationen, sondern um Nachdrucke aus den chine-
sischen Werken handeln. Ein moderner Abdruck in kleinem Format von verschieden-
artigsten Bronzen ist in Japan unter dem Titel: Seishi Kokkan erschienen,
den ich in den folgenden Abschnitten meist benutzt habe. Die Zeichnung ist in
feinen Linien sehr sauber und bestimmt ausgeführt.
1) Sehr gute Kupferstiche nach 32 Objekten aus diesem Kataloge nebst Übersetzung
des chinesischen Textes bei Pauthier, Chine du d6sceription historique et litteraire,
Paris 1837, Teil I Tafel 33—44. — Toms, A dissertation on the ancient Chinese Vases
of the Shang-Dynastie. London 1851.
2) Da ich Bushell zitiere, drucke ich die Orthographie von Bushell ab.