Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Deckel — Füße — Korngefäße 
Tragen mit beiden Händen als gebogene Griffe ausgestaltet, und meistens sind 
Deckel vorhanden, die einen 
abgenommen und umgekehrt 
aufgestellt, eine kleine Schale 
auf Fußrand darstellen. Die 
Griffe haben oben einen Tier- 
kopf und unten einen tropfen- 
artigen Auslauf. 
Die Dimensionen dieser 
Traggefäße sind stets dem 
Handgebrauch entsprechend 
klein. Die Dreifüße (Ting), 
oft in gewaltigen Größen 
gegossen, mußten des Ge- 
wichtes wegen unveränderlich 
in den Tempeln und Palästen 
stehen bleiben und waren der 
Plünderung in Kriegszeiten 
stärker ausgesetzt als die klei- 
neren Handgefäße. Daher 
sind letztere nicht so selten 
wie erstere. 
Ein derartiges Opfergefäß 
hat Kienlung, ein Zeitgenosse 
yon Konfuzius, dem Ahnen- 
tempel des großen Philosophen 
gewidmet(Abb.15l,e). Ein ganz 
ähnliches Stück gilt als kost- 
barer Schatz des Kaisers von 
Japan (Abb. 161), während ein 
drittes Stück mit schöner Patina 
in Grün und Rot (Abb. 162) in 
deutschem Privatbesitz sich be- 
findet. Eigentümlich für diese 
Gefäße sind die um den Bauch 
des Kessels wagerecht verlaufen- 
den Rillen, die das Tongefäß als 
Vorbild erkennen lassen. Bei 
der Technik der Drehscheibe 
entstehen leicht Vertiefungen, 
dagegen für die Bronzetechnik 
ist es eine sehr ungewöhnliche 
Verzierung. 
Spätere Ausführungen be- 
wahren den alten Stil und sind 
oftvon hervorragenderQualität, 
aber das stärker herausgearbei- 
tete Relief bei gleichzeitig ver- 
nachlässigter Durcharbeitung 
des Ornaments läßt die Arbeit 
des nachschaffenden Hand- 
werkers erkennen (Abb. 163). 
oberen aufgegossenen Rand haben, so daß sie, 
  
Abb. 161 
  
Abb. 162 
  
Abb. 163 
Abb. 161—163 Opfergefäße für Korn (Tsui). Runder Kessel 
mit Rillen und Bandornament, auf gebuchtetem Randfuß mit 
Schuppenmuster auf Stützfüßen, seitliche Drachenhenkel, 
Deckel verziert wie Kessel mit Fuß zum Aufstellen 
Choustil, 1. Jahrtausend v. Chr. 
Abb. 161 auf vier Stützfüßen, Sammlung des Kaisers von Japan, 
Chouzeit, vor 220 v. Chr. 
Abb, 162 auf drei Stützfüßen, grüne und rote Patina, Sammlung 
Knuth in Tsinanfu, Tang- oder Sungzeit 
Abb. 163 stärker betontes Ornament, Musde Cernuschi, Paris, 
zweites Jahrtausend 
(Abb. 161 aus Kokka, Heft 163; Abb. 162, 163 Originalaufnahmen) 
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