Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
138 Bronze — Geschlossene Gefäße 
unbekannt ist, sowie für nicht erkennbare Typen lassen fremde Erzeugnisse als 
Vorlage annehmen. 
Schon an anderer Stelle (Bd. I, 8. 22) habe ich darauf hingewiesen, daß dieser 
dickbauchige und kurzbeinige Hippopotamus in ganz ähnlicher Gestalt in türkisblau 
glasiertem Ton in Ägypten aus dem Ende des 3. Jahrtausends vorkommt. Im Louvre 
fand ich auch ein ägyptisches Stück, dessen Körper mit einem dem chinesischen 
Dekor sehr ähnlichen, unruhigen 
Liniengefüge vollständig über- 
zogen war; nur ist in China, der 
Bronzetechnik entsprechend, die 
Ornamentik in Relief und in 
Äsypten in schwarzer Malerei 
ausgeführt. Ich muß mich hier 
darauf beschränken, auf diese 
Ähnlichkeiten hinzuweisen, in- 
dem ich weiteren Spezialforschern 
überlasse, die Beziehungen mit 
Zwischenländern festzustellen. 
Einen direkten Zusammenhang 
mit Ägypten halte ich für sehr 
unwahrscheinlich, beinahe für 
ausgeschlossen, dagegen wäre es 
durchaus möglich, daß zu einer 
gewissen Zeitperiode diese Form 
der Opfergefäße weitverbreitet 
war und durch viele Zwischen- 
völker während der Verbindung 
mit dem Westen in der Chou- 
zeit nach China kam. 
In der Art des europäischen 
Aqua manila, das derselben Ideen- 
welt seine Form verdankt, sind 
die Körper dieser Tiergestalten 
hohl (Abb. 221, b, c, e) und haben 
einen Deckel auf dem Rücken 
oder dem Kopfe, aber es fehlt 
Abb. 221 Opfergetäße in Tiergestalt (Tsun), Bronze a—c, e eine Ausgußöfinung, da die Flüs- 
Chouzeit, 1122—249 v.Chr., d, f Hanzeit, 206 v. Chr. bis 221n. Chr. . . : > = 
b, c, e hohler Körper mit Deckel, a, d, f mit aufgesetzter sigkeit nicht ausgegossen, SON 
Urne, Kinderspielzeug. &, b, c, e Rhinozeros oder Hippo- dern über dem Feuer verdampft 
potamus, oder Phantasietiere nach fremden Vorbildern, d, £ p 
Vögel mit Sehwanzspitze, f auf Rädern wurde. Ebenso häufig ist das 
(Aus: Sejishin Kokkan) S x . 
Text 8.8. 197 Bronzetier massiv gegossen und 
zur Aufnahme des Weines eine 
Vase in einer der bisher kennen gelernten Formen aufgesetzt (a). 
Die künstlerisch viel geringwertigere Ausführung der stilisierten Vogel- 
gestalten (Abb. 221,d, f) soll erst in der Hanzeit entstanden sein. Die orna- 
mentale Dekorierung entspricht der bekannten antiken Ornamentik. Der Ausbau 
des Schwanzes als dritter Fuß und die Stellung auf Rädern ist als sonst ungewöhnlich 
zu beachten. Untergestelle mit Rädern, besonders in Verbindung mit Vogel- 
gestalten, sind nicht China allein eigentümlich, vielmehr finden sie sich im Westen 
Asiens ebensowohl wie in Europa; es ist offenbar die allgemein angewendete Form 
einer gewissen Kulturschicht. Bushell!) erklärt alle Vogelbronzen als Kultgefäße, 
1) Bushell, Chinese art, Bd. I, S. 91. 
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