Tiergefäße — Vogelwagen — Monstrum 139
aber Laufer!) weist nach, daß die Vogelgefäße auf Rädern ein Kinderspielzeug
waren. Im Pokutulu sind Tauben mit jungen Tauben auf dem Rücken und auf
der Brust auf zwei Rädern abgebildet, die der Verfasser Wang Fu als Spielzeug
für Kinder ausdrücklich bezeichnet. In alten Büchern heißt es, daß Knaben im
fünften Lebensjahre mit Taubenwagen und im sechsten mit Bambuspferden spielen.
Die Tatsache, daß derartige Vogelopfergefäße in den Büchern der frühen Zeit
nicht erwähnt werden und auch im Konfuziustempel nicht vertreten sind, sondern
erst in der Hanzeit aufkommen, macht es sehr wahrscheinlich, daß westliche
Abb. 222 Opfergefäße in Gestalt von Tieren. a Einhorn mit Deckel am Kopf, b stilisierter Vogel mit Vase,
ce Hippopotamus mit Deckel auf dem Rücken, d stilisierter Vogel mit Vase, e Widder auf Karren mit vier
Rädern, mit Deckel auf dem Rücken, £ stilisierter Tiger mit Vase, Bronze, Musee Cernuschi, antiker Stil,
Ausführung der letzten Jahrhunderte
(Originalaufnahme)
Wagenvorbilder nachgeahmt und dem antiken Stil in Ausführung, Ornamentierung
und der aufgesetzten Vase angepaßt wurden.
Spätere Ausführungen der Tiergefäße (Abb. 222) zeigen alle wiederholt er-
örterten Eigentümlichkeiten ihrer Zeit. Die Tiere sind lebendiger bewegt, die
Einzelteile sind schärfer herausgearbeitet, das Relief ist kräftiger und stark
akzentuiert, die Anzahl der Darstellungen ist vermehrt, aber die feierliche Ruhe
und Wucht des Sakralgefäßes in der antiken Auffassung ist verloren.
Eine für China sehr charakteristische Gestalt ist ein Monstrum (Abb. 223, 224),
das einem Löwen ähnelt; aber der kurze, gedrungene Körper und die Ausgestaltung
des Kopfes als Fratze oder Drache gibt ein spezifisch chinesisches Phantasiegebilde.
Diese eigenartige Gefäßform ist ebenfalls bis in die Neuzeit stets wiederholt.
!) Laufer, The Bird-Chariot in China and Europe, Boas Anniversary, Volume 1906.