Klangplatten — Schellen — Trommeln 155
sachen mitzuteilen hat, der versetze die Kuhglocke in Schwingungen. Wer mir
Leiden zu erzählen hat, der schlage die tönende Platte. Wer Klagen vorzubringen
hat, der schüttle die Klapper.“
Wenn auch die Angaben aus so früher Zeit historisch nicht bewiesen sind, so ist
die symbolische Bedeutung der verschiedenen Klanggeräte für eine sehr alte Zeit
sicher anzunehmen. Die Glocken hatten, wie die Kultgefäße, besondere Verehrung
in der Symbolik des Volkes erlangt. Später wurden große Glocken bei den Tempeln
zum Ruf für die Gläubigen aufgehängt, während andere stündlich als Uhr an-
geschlagen wurden. Die Verwendung im Kriege und bei den Jagden werden wir
bei Erörterung der Waffen kennen lernen.
Ebenfalls für verschiedene Zwecke (Bd. I, 8.53) wurden kleine Schellen, die
in der Form unseren Schlittenglocken mit Schlitz ähnlich sehen, angewendet. Eine
künstlerische Ausgestaltung haben sie nicht erfahren. Auch von ihnen kennen wir
nicht die Zeit des Aufkommens und den Zweck der Erfindung. Wahrscheinlich ist
es eine weitgewanderte Form, die in lokaler Umgestaltung sowohl in Europa als
auch in Asien heimisch war. Die oben erwähnte Klapper dürfte aus einer Ver-
einigung dieser kleinen Schellen bestanden haben. Der Buddhismus benutzt eben-
falls zu seinem Kult mehrere Schellen an Stangen befestigt als Klapper.
Die kleinen Metallschellen (Bd. I, 8.53, 146) wurden als Schmuck an Arm,
Brust und Hals (Abb. 395) getragen, und auch an Vorhängen!) und Bannern ver-
wendet. Auf ein Brettchen genagelt, galten sie vor tausend Jahren als Reisepässe, ?)
auf denen der Rang der Reisenden eingraviert wurde; es waren also, ebenso wie die
oben erwähnten Bronzeschalen, Urkunden im Sinne unserer heutigen Papierdokumente.
Südchinesischer Stil — Trommeln
In diesem Zusammenhange weise ich auf die in Japan zahlreich ausgegrabenen
Bronzeglocken) hin, die nicht zum Gebrauch als Klanginstrument, sondern
in Form von Bronzegeld in den verschiedensten Dimensionen auf dem Inselreich
eingeführt und vergraben worden waren.
Schon im 7. Jahrhundert, als der erste
Fund in der Erde gemacht wurde, war
Zweck und Form dieser primitiven
Glocken unbekannt. Wir haben daher
eine vor der Berührung mit chinesischer
1) Grünwedel, Bericht über archäo-
logische Arbeiten in Idikutschari und Um-
gebung im Winter 1902/03, bildet auf
Tafel IL, XXIII und XXVIII sehr inter-
essante Freskenbilder ab, auf denen Frauen
Brustketten mit Glöckchen tragen und an
den Wänden Stoffbehänge mit Schellen ge-
malt sind.
2) Vgl. Münsterberg, Japanische
Kunstgeschichte, Bd. I, Abb. 118, S. 135.
Nach Florenz, Nihongi, befahl Kaiser Kotoku
von Japan (646) die Anfertigung solcher
„Klingelpässe* mit Eingravierungen nach
chinesischem Vorbilde.
3) Abbildungen bei Münsterberg, Ja-
panische Kunstgeschichte, Bd. I, Abb. 119. Abb. 267 Trommel, sechs aufgesetzte Frösche auf
Originale im British Museum und Mus6e Platte, vier Henkel, antike Ornamentik in Kreis-
£ zonen in Relief, antiker südehinesischer Stil
Guimet. (Aus: Seishin Kokkan). Text s. 8.156