Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
170 Bronze — Buddhistischer Stil 
älteste Darstellung Buddhas.') Sie ist von griechischen Handwerkern in der alten 
Tradition ihrer Göttergestalten primitiv geformt. Daß zufällig griechische Hand- 
werker zum ersten Male eine Figur als Sinnbild Buddhas nach der Apollogestalt 
schufen, blieb maßgebend für die weitere Entwicklung. 
Auf unserer Bronzeurne, wohl gleichzeitig oder um weniges später als die Münze ent- 
standen, sehen wir (Abb. 281, b) einen Fürsten in der Mitte der unteren Reihe stehen und 
eine Inschrift bezeichnet ihn als Kanishka. Wie unglücklich steht der König da, wie steif 
und unkünstlerisch ist die Ausführung. Kein primitives Beginnen einer neuen Zeit, son- 
derneinhandwerksmäßiges Absterben einerlokalen Provinzkunst zeigt diese Ausführung, 
  
  
  
  
  
  
a b 
Abb. 281 Rundes Metallgefüäß mit Deckel. 18 em hoch und etwa 13 em breit, 1908 ausgegraben aus Stupa, die nach 
Reisebeschreibung des Chinesen Hiuen Tsang im 6. Jahrhundert über den Gebeinen von Buddha von Kanishka, 
272—232 v. Chr., errichtet war, Fries in gräko-buddhistischem Stil, Kanishka selbst (» Mitte) und Figuren dar- 
über Gansfries, auf Deckel Buddha und zwei Bodhisatvas, Inschrift mit Kanishkas Name, 3. Jabrh. v. Chr. 
(Aus: London Illustrated News (a) und The Buddhist Review (b), nach Open Court, Januar 1910) 
Text s. 8. 169, 170 
Auf dem Deckel in Vollplastik finden wir Buddha, schon in der bekannten Pose des 
Lehrens mit zwei Bodhisatvas, aber der Thron ist noch nicht zum Lotos gestaltet. Auch 
hier welche steife, handwerksmäßige Ausführung. Gewand und Stellung erinnert an 
oriechische Vorbilder, aber kein Grieche hätte solche Ausführung geschätzt oder gar für 
wert gehalten, das Heiligste der Gläubigen zu bewahren. Die ältesten asiatischen Bron- 
zen, die in Japan erhalten sind (Bd. I, Abb. 94, 95, 104), hatte ich als „‚plump und steif” 
bezeichnet. Wenn man aber die allerdings 800 Jahre später hergestellten Arbeiten mit 
dem Kanishkagefäß vergleicht, so wird man bei den japanischen Arbeiten schon eine 
stark buddhistisch-asiatische Umgestaltung wahrnehmen können. Die Durcharbeitung 
1) Sallet, Die Nachfolger Alexanders des Großen in Baktrien und Indien, Berlin, 
1879, 8.58, Tafel VI, Fig. 1. Münze entdeckt von Cunningham, publiziert 1845 im 
Journal Asiat. Society, Bengal, S. 430, Taf. II. 
 
	        
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