174 Bronze — Buddhistischer Stil
Stücke (Abb. 289 u. Taf. XXI), in ihrer kostbaren Ausführung mit Gold-, Silber- und
Edelsteineinlagen sowie den zierlichen Löwenformen und Pflanzenornamenten, gehören
der überfeinerten Tangkultur des 8. Jahrhunderts an, aber die Grundform, in einfacher
Gestalt, ist sowohl in Originalstücken erhalten als auch häufig abgebildet. Die Idee
dürfte aus der Umformung einer Lotosblume mit langem Stengel entstanden sein, die hier
dem Material und dem feuergefährlichen Gebrauche entsprechend stilisiert wurde. —
Leuchter wurden vor dem Altar aufgestellt. Neben Heiligenfisuren (Abb. 290)
wurden die glückbringenden Tiere, wie Kranich auf Schildkröte (Abb. 243) u. a., gewählt.
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Abb. 289 Runde Räuchergefäße auf Fuß mit Platte, langer, gerader Handgriff mit Stütze, Lö wenverzierungen,
Gold und Kupferlegierung. a Griff, mit Sehnur umwunden, b Handgriff aus Sandelholz, mit Brokatstoff belegt,
mit gelben und schwarzen Scehnüren umwunden, Gefäß mit Blumenornamenteinlagen, auf Rand Löwe
und zwei Blumen, mit Gold, Silber und Edelsteinen verziert. Kais. Sammlung in Shosoin, Nara, 8. Jahrh.
(Aus: Toyei Shuko, Bd. V)
Ein Feuerkessel (Abb. 291) ist in Japan erhalten, der in den Löwenfüßen,
dem über die ganze Fläche ausgedehnten Linienornament und zwischengepaßten
Menschenfiguren den indischen Stil erkennen läßt. Nur der Tigerkopf mit Ring
im Maul erinnert an den archaistischen Bronzestil Chinas, aber solche Einzelheiten
können natürlich leicht von dem ausführenden Künstler übernommen sein, ohne
deshalb die sonst scharf unterschiedenen Merkmale beider Stile zu verwischen.!)
1) Eine moderne Richtung der asiatischen Kunstforschung gefällt sich darin, nach
rein ästhetischen Empfindungen nicht nur persönliche Werturteile zu fällen, sondern
auch eine Wissenschaft von diesem einseitigen, subjektiven Standpunkte aus aufbauen
zu wollen. Sie gebt von der irrtümlichen Voraussetzung aus, daß die Kunst, aus einem
ästhetischen Gefühle heraus, autochthon von einem Volke erfunden und gebildet wird,
und übersieht, daß die Bilddarstellung und Ornamentik erst durch äußere Zufälle und
praktische Bedürfnisse entsteht und dieses mit nationalem Geiste zusammengeformte
Zufallsprodukt dann erst nachträglich die ästhetischen Empfindungen erweckt.
Dieser Zusammenhang ist in keinem Lande der Welt so stark nachweisbar wie
in Ostasien, wo wiederholt fremde Kulturwellen gewisse Vorbilder einführten,
und dann jahrtausendelang ein zähes Festhalten an der zufällig eingeführten Form,
ohne innere Weiterbildung, unter nur äußerlicher Umgestaltung stattfand. Die rein
ästhetische Auffassung in ihrer einseitigen Betrachtungsweise kann sehr geistvoll und
anregend sein, aber muß in ihrer konsequenten Durchführung zu vielen Irrtümern
führen. Es ist ein subjektives Lieben und Hassen, aber keine historisch objektive
Darstellune, die allen Zeitströmungen gerecht wird. Die einseitige und dadurch ober-
Aächliche Beobachtung, die Unkenntnis der historischen Zufälligkeiten, besonders der
fremdländischen Einflüsse führen schließlich zu einer Verständnislosigkeit gegenüber
dem Problem. Trotz aller schönen Worte, geistvollen Vergleiche und phantastischen
Bilder wirkt eine solche Darstellung eher verwirrend als klärend auf weitere Kreise.
Es ist ein Glaubensbekenntnis, aber keine Glaubensgeschichte! s. S. 175 Anm.