Kultfiguren 177
Abb. 295 Wönshu Pusa auf Löwe, Messing, vergoldet, vermutlich
aus der vom Kaiser Sunchi (1644—1661) gegründeten Lamaserie \
Noaugesze, Sammlung S. K.H. des Prinzen Rupprecht von Bayern,
München, tibetisch, 17. Jahrhundert
(Originalaufnahme)
Text s. 8. 178
.
Fische, ein uraltes Symbol in weiten Gebieten der Welt, hatten wir auf
Bronzeschüsseln (8. 127) der Hanzeit, auf Totenbeigaben in Gestalt von Koch-
herden (Bd. I, Abb. 59) kennen gelernt und werden sie als Gürtelhänger der
Prinzen und Mandarine (Abb. 507, b) wiederfinden. Die Wahl des Karpfen und die
lebendige Bewegung weisen auf eine andere symbolische Bedeutung hin als die
stilisierten, meist paarigen Fische der Antike. Es handelt sich bei dem Begleittier
des Gottes der Literatur nicht um einen beliebigen Fischtypus, sondern speziell
um den Karpfen. Dieser Flußfisch hat die Eigentümlichkeit, im reißenden Berg-
bach gegen den Strom zu schwimmen und in kühnem Sprunge die steilen Wasser-
fälle empor zu schnellen. In gleicher Weise soll der Student den Katarakt des
Examens glücklich überspringen. So werden Bilder von Karpfen im fließenden
x Wasser als Gratulationen nach bestandenem Examen übersendet. Die lebendige
5 Bewegung der Karpfen bei unserer Bronze soll offenbar den Erfolg im kühnen
Sprunge andeuten.!)
Der Originalität wegen bilde ich den Gott der Diebe (Abb. 293) ab, der als
Geist des Verkehrten und Ungesetzlichen auf den Händen steht. Die heiligen
1) Neben diesen beiden Fischsymbolen, aus verschiedenen Ideenkreisen entstanden,
sind noch weitere Gleichnisse und Legenden bekannt, s. Carus, The fish as a mystic symbol
in China and Japan, Open Court, Juli 1911. — Carus, The fish in Brahmanism and
Buddhism, Open Court, Juni 1911, 8.343. Abbildung einer Buddhafigur in seitlich ge-
bogener Stellung als Fischer nach einer Holzschnitzerei aus der Sammlung Wade in Boston.
Münsterberg, Chinesische Kunstgeschichte I 12