Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Pavillons — Pagoden — Räuchergefäße 189 
Dimensionen. Als weit sichtbare Dekoration 
sind sie auf den Terrassen der kaiserlichen 
Paläste aufgestellt (Abb. 324, 325). Sehr 
häufig findet sich die Flaschenform des 
tibetisch-lamaistischen Stiles (Abb. 38), oft 
in einer Höhe von mehreren Metern. 
Hohe Räuchergefäße (Abb. 326, 
327) weisen eine merkwürdige Kombination 
auf von einem antiken Opferkessel mit einem 
laternenartigen Mittelstück, das von einer 
Pagode oder einem Tempelchen mit Dach 
gekrönt wird. Diese Form muß erst in ver- 
hältnismäßig neuerer Zeit, vielleicht unter 
den Mingkaisern, aufgekommen sein, denn 
noch in der Sungzeit würden die Künstler 
eine bessere, zusammenfassende Komposition 
erfunden haben. Wie die Bilder der Mingzeit 
aus mehreren Einzelsujets übereinander ge- 
staffelt komponiert sind, so daß die ver- 
schiedenen Teile des Bildes auseinander- 
geschnitten einzeln als Bild wirken können, 
so sind auch diese Räuchervasen aus 
mehreren, ganz verschiedenen Formen ein- 
fach zusammengestellt, ohne daß eine orga- 
nische Verbindung zwischen den einzelnen 
Teilen herzustellen 
gelang. 
Bei dem Guß 
dieser Bronzen wur- 
den sowohl die ver- 
schiedensten Grös- 
sen wie die man- 
nigfaltigsten Tech- 
niken gewählt. 
Neben einfachen 
Zweckstücken kommen wahre Kunstwerke der Reliefie- 
rung in verschiedenen Tiefen, der Durchbrechung und 
Vollplastik vor. Auch Verzierungen mit Emaille sind 
häufig. Doch selbst die technisch meisterhafte Durch- 
arbeitung läßt die kleinliche Detailausführung aus der 
Zeit der letzten Jahrhunderte erkennen. Es scheint, daß 
die Laternengefäße meist paarig auf freien Plätzen vor 
Tempeln Aufstellung fanden, aber nicht im Innern der 
Hallen. | 
Es ist zu beachten, daß alle Bronzedekorationen stets 
selbständige Teile innerhalb der Bauwerke bildeten. Dem 
konservativen Gesetz der Konservierung von Form und 
  
  
Abb. 326 Räuchergefäß aus Bronze, im 
Tempel Tinhuisse auf der Silberinsel bei 
i Chinkiang 
(Originalaufnahme Franke, Hamburg) 
  
  
  
Abb. 327 
Räuchervase vor 
  
der Ahnenhalle des Muling, 
Grab von Taokuang, 1820 
bis 1850, Bronze, westliche 
Kaisergräber, Siling, Peking, 
19. Jahrhundert 
(Originalaufnahme S. K. Ho- 
heit des Prinzen Rupprecht 
von Bayern) 
Material entsprechend, wurden für den Hallenbau immer 
wieder die alten Materialien, Holz und Ziegel, verwendet. 
Die Bronze blieb das Material für die freistehenden und 
ihren eigenen Zwecken dienenden Figuren, Kultgefäße 
und Schmuckbauten. 
 
	        
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