199 Bronze — Waffen
luxuriösen Spezialtechnik gestaltete, wurden die Truppenmassen in China mit prak-
tischen, aber meist einfachen Gebrauchswaffen ausgerüstet. Dazu kam, daß der
erbliche Ritterstand, der Träger des Kriegsgeistes, nicht existierte. Gelehrte wurden
zu Generälen ernannt, die oftmals noch nie auf einem Pferde gesessen und nicht ein
Schwert zu führen gelernt hatten. Die Vererbung berühmter Waflen war bei dem
philosophischen Geiste der chinesischen Beamten unbekannt, und daher wurden
keine kostbaren Arbeiten zum Zweck der Aufbewahrung gefertigt. Anders war es
‘n der alten Zeit, in der ein mehr kriegerischer Geist lebte.
Dem Fürsten von Chin wurden bereits im Jahre 632 v. Chr. 1) folgende Symbole
als Zeichen seines hohen Ranges verliehen: 1. Kriegswagen mit Pferden, 2. Staats-
gewänder, 3. musikalische Instrumente, 4. rote Türen, 5. das Recht, den König auf
dem Mittelwege zu besuchen, 6. eine bewaffnete Leibgarde, 7. Bogen und Pfeile,
8. Schlachtäxte mit Goldeinlage, 9. Opferweine.
Hier finden wir im Gegensatz zur Theorie der Friedensliebe als Zeichen der
Macht die antiken Waffen der frühesten Zeit, den Kriegswagen, Bogen und Bronze-
äxte. Der Wagen war für die hohen Staatsbeamten sowohl im Frieden wie im Kriege
das Zeichen der Würde, da es damals noch keine Reiterei gab (Einführung der
Kavallerie Bd. I, 8.35). Die musikalischen Instrumente waren die Kriegstrommeln,
Zimbeln, Glocken und Flöten, die wir später kennen lernen werden. Durch Signale mit
diesen lenkten die Führer die Truppenmassen. Die roten Türen haben wir bereits
(8. 192) als Zeichen der kaiserlichen Würde erörtert. Die bewaffnete Leibgarde wird
Bogen, Axt und Lanze?) geführt haben, denn die Entwicklung der Schriftzeichen
(Abb. 545) zeigt uns diese Waffen als uralten Volksbesitz.
Die Kämpfe wurden zuerst aus der Ferne geführt, dann traten die Lanzen-
träger zu Fuß und zu Pferd in Aktion, und erst zuletzt im Nahkampf wurde das
bronzene Kurzschwert, das wohl seit der Hanzeit allgemein angewendet wurde,
gebraucht. Der Bogen war die Hauptwaffe, besonders im Kampf mit berittenen
Nomadenvölkern. Die Schlachtäxte wurden in der Bronzezeit selten benutzt und
dürften mehr in Erinnerung an ältere Formen der Steinzeit als Zeichen der Würde
den Führern verliehen worden sein.
Die Kunst des Waffenschmuckes hat in den letzten Jahrhunderten nicht die
Vollendung japanischer Ausführung erreicht, aber die Entstehung und Wandlung
gewisser Formen und Ausführungsarten beansprucht ein Interesse, weil Stilwande-
rungen sich aus ihnen ergeben und Beziehungen mit fremden Völkern eine wert-
volle Beleuchtung erhalten.
Altertum — Bronze-Eisenzeit
Die Geschichtsbücher über die ältesten Zeiten sind voll von Berichten über
Kämpfe, Kriegszüge und Jagden. Zu den ältesten Liedern gehören Kriegs- und Jagd-
lieder. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde von Sun Wu das erste Buch über die Kriegs-
führung in 13 Kapiteln verfaßt. Die theoretische Erörterung der Kriegskunst ist
wohl im Altertume in keinem Lande der Welt so gepflegt worden wie in China.
Es ist bekannt, daß die Japaner sogar im russischen Kriege die Lehren eines
chinesischen Kriegswerkes beachtet haben.
1) Bushell, Chinese art, Bd. I, 8. 87.
2) Dening, Japan in days of yore, London 1888, I, II, The life of Miyamoto
Musashi, erwähnt ein Lehrbuch der Kriegskunst von dem Chinesen Ritsu aus dem
Jahre 1460. In der Reihenfolge der aufgeführten Waften steht an erster Stelle der
Bogen, dann folgen Armbrust, Speer und erst an vierter Stelle das Schwert, dann Lanze,
Schild und Streitaxt.