Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Schwerter — Säbel — Stichblatt 197 
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Abb. 334 Mandarin und Lenker unter Baldachin in zweirädrigem Wagen mit einem Pferd; zwei Vorläufer. 
mit kurzem Rock und quer gehängtem Degen. Steinrelief auf einem Pfeiler vom Grabmal des Kaoyi, gestörben 
209 n.Chr., Yatchou in Setshuan, 3. Jahrhundert 5 
(Aus: Chavannes, Mission arch&ologique dans la Chine septentrionale, die Abreibung des Steines ausgeführt 
von Kommandant d’Ottone) 
Text s. S. 196, 202 
In den ersten Jahrhunderten nach Christus war das lange Eisenschwert aus- 
schließlich in Verwendung, denn auf den zahlreichen Steinreliefs der Hanzeit suchen 
wir vergeblich nach einem kurzen zweischneidigen Bronzeschwert. Das Kampf- 
schwert des Soldaten (Abb. 328,d, e) ist, soweit aus den Abbildungen ersichtlich, 
der einschneidige Hiebsäbel mit breiter, gerader, gespitzter Klinge und langem 
Handgriff, an dessen Abschluß ein Ring den Faustriemen hält. Chinesische Eisen- 
schwerter aus antiker Zeit sind bisher im Original nicht bekannt geworden; offenbar 
wurden sie nicht geschätzt, da sie nicht die Waffe des Vornehmen waren und das 
Material keinen Sammlungswert besaß. Deshalb fehlen auch Abbildungen in den 
kaiserlichen Katalogen. Dagegen sind Eisenschwerter in einer ähnlichen Form in 
den Dolmen Japans und ein einziges Stück aus dem 8. Jahrhundert im Schatz- 
hause Shosoin gefunden worden. Da man sonst auf dem Inselreiche nur die 
chinesischen Schwerter der Tangzeit kannte, die zweischneidig waren, so haben 
japanische Schriftsteller das Dolmenschwert als halbiertes chinesisches Schwert auf- 
gefaßt. Diese Ansicht habe ich bisher auch vertreten, !) da die Japaner es behaupteten 
und chinesische Originale aus China unbekannt waren. Bei den japanischen Säbeln 
ist zwischen Griff und Klinge zum Schutze der Hand eine eiförmige Scheibe ein- 
gefügt. Im Pokutulu ist ein Bronzedolch aus vorchristlicher Zeit abgebildet (Bd. I, 
Abb. 13,9), der ein gleiches breites Stichblatt in ovaler Form aufweist. Im Mittel- 
alter ist diese Stichblattform in China unbekannt und auch in Japan vergessen. 
Erst im 15. Jahrhundert werden in Japan wieder ähnliche Scheiben benutzt, 
die in den folgenden Zeiten künstlerische Verzierungen erhielten. Man er- 
blickte bisher in den Stichblättern eine japanische Eigenart, aber wir werden 
sehen (8. 209), daß ungefähr gleichzeitig auch in China die Sitte wieder aufkam.?) 
Die älteren Bronzewaffen (Abb. 333) haben nur eine Verdickung und keine 
Parierstange. Auch bei den Eisenschwertern auf den Hanreliefs ist kein Handschutz 
sichtbar, aber das kann an der ungenauen Zeichnung liegen. Die japanischen Dolmen- 
schwerter sind um einige Jahrhunderte jünger als die Hanreliefs, so daß eine 
Wiederaufnahme der alten Bronzesitte vielleicht erst in der kriegerischen Zeit der 
1) Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. II, 8.126; Bd.I, Abb. 2, 65; 
Bd. III, Abb. 75. 
2) Charakteristisch für die japanische Kritik ist es, daß in der umfangreichen und 
sehr ausführlichen Literatur über die Stichblattkunst nicht das chinesische Vorbild er- 
wähnt wird. Nur einzelne Techniken werden als chinesische bezeichnet. Im allgemeinen 
gelten die japanischen Meister als Erfinder, während sie wie auf allen Gebieten nur 
Nachahmer waren, die allerdings später ihre eigenen künstlerischen Wege gingen. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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