Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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204 Bronze — Waffen 
artiger Öffnung für den Finger sind Griffe für Spazierstöcke sowohl einfach als 
auch mit reicher Tierverzierung gegossen, die oft ganz überraschende Formen 
(Bd. I, Abb. 119) aufweisen. 
Es herrschte in der alten Zeit die allgemeine Wehrpflicht, und jeder Soldat hatte 
einige Monate Dienst zu leisten. Um das Volk auch ım Frieden im Waffengebrauch zu 
üben, mußten sich die jungen Männer nach der Ernte zu den großen Jagden 
versammeln, die ganz militärisch geordnet waren. Die Jagd galt als Vorübung für 
den Krieg. Scheibenschießen wurden ebenfalls zur Übung der Krieger veranstaltet. 
Die Erziehung zur Ordnung und zum Gehorsam erschien ebenso wichtig wie die 
Kunst des Bogenschießens und der Erfolg der Jagd. 
Erst als im 7. Jahrhundert die Provinzialgouverneure sich der Herrschaft be- 
mächtigten, entstand das stehende Heer, und gleichzeitig begann die Jagd ein 
traditioneller Luxus des Kaisers zu werden. Die Massenentfaltung bei den späteren 
Jagden war ein Zeichen der Macht, nicht eine Übung des Volksheeres. Die Offiziere 
gingen vorwiegend aus Beamtenkreisen hervor, und erst unter der jetzt regierenden 
Mandschudynastie wurden die ungebildeten, aber zuverlässigen Mandschuleute als 
stehendes Heer in die eroberten Provinzen gelegt, so daß ein 
wirklicher Militärstand aufkam. 
Ähnlich wie der Kriegszug wurde auch die Jagd!) gehand- 
habt. Das China der alten Zeit war voll von Wild, und das 
Abschießen desselben war notwendig. Daher ist es auch erklärlich, 
daß die Jagd schon bei der antiken Kunst ein so beliebtes Motiv 
ist (Bd. I, Abb. 47—57). Die Jagden waren die einzige, jährlich 
viermal wiederkehrende Abweichung in der gleichmäßig dahin- 
fließenden Lebensweise des chinesischen Bauern und Beamten in 
der Friedenszeit. Der Kaiser und die Vasallenfürsten jagten jeder 
in seinem Bezirk. 
Das Töten der Tiere war auch durch die Religion geheilist. 
Die erste Beute wurde den Göttern geweiht, und kein Opfer war 
  
Abb. 339 Doppel- 
schnalle, runder den Ahnen so lieb wie das Wild, das mit eigener Hand getötet 
Mittelkörper,durch- ie = 2 
brochen gearbeitet, war. Das Morden auf Treibjagden war selbst dem Kaiser ver- 
Bronze. Sammlung = T : 
Knuth, Tsinanfu boten und ebenso das Spannen von Netzen. Schutzgesetze ZU- 
an) gunsten des Tiernachwuchses wurden streng beachtet. Im Chouli 
© S.D. ZUR 
ist zum Beispiel genau festgesetzt, daß ein Beamter die Vögel 
abschießen, ein zweiter sie in Netzen fangen, aber ein dritter sie aufzüchten soll. 
Nur das große Wild, wie Giraffe (Abb. 90), Hirsche und Eber, wurde 
künstlerisch dargestellt, während wir das Jagen von Vögeln und Hasen auf 
Darstellungen in früher Zeit nicht finden. Andererseits wurden stilisierte Vögel 
im Flug oder auf Dächern nach antiker Tradition zur Füllung der Fläche, als 
Luftornament gerne zwischengefüst (Bd. I, Abb. 26, 29). Als Verzierung werden 
auch Vögel naturalistisch. ausgeführt (Abb. 92, 93). 
Das Kommando im Kriege vermittelten schon in vorchristlicher Zeit Musik- 
instrumente.2) „Der Kaiser nimmt die Luku, die große Trommel (Ku); ein 
Feudalfürst die Feuku; ein Korpskommandant die Tsinku; ein Regimentschef 
(über 2500 Mann) die Trommel Ti; ein Bataillonschef (über 500 Mann) die Trommel 
Pi, beide zu Pferde; ein Kompagniechef (über 100 Mann) das Glöckchen Nao; ein 
1) Ich verweise auf die ausführlichen Schilderungen bei Plath, Das Kriegswesen 
der alten Chinesen, München 1872, und Plath, Die Beschäftigung der alten Chinesen, 
S. 157—165. In Anbetracht des begrenzten Raumes kann ich auf die sehr interessanten 
Einzelheiten nicht näher eingehen. 
?) Nach Plath, Das Kriegswesen der alten Chinesen, 8. 310. 
  
 
	        
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