Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
Mittelalter und Neuzeit — Schwerter 207 
keine Originale aus dem chinesischen Altertum erhalten, aber im kaiserlichen 
Schatzhause in Japan ist aus den Zeiten des starken Verkehrs mit China, aus 
der luxuriösen Tangzeit, ein kostbares Prunkschwert (Abb. 340) aufbewahrt, das 
zum seitlichen Tragen am Gürtel mit zwei Hängern versehen ist und eine reiche 
Ausführung des chinesischen Hofdegens darstellt. Ähnliche Formen finden sich 
auf alten japanischen Bildern sowie in japanischen Büchern und sind stets als 
chinesischer Stil bezeichnet. !) 
Da der erste berühmte Schwertfeger in Japan 
aus dem 8. Jahrhundert genannt wird, so dürften 
alle älteren Schwerter des Kaiserhofes aus China oder 
Korea eingeführt worden sein, was auch in einzelnen 
Fällen in den alten Katalogen besonders vermerkt 
ist. Dem Zweck als Hof-, Zeremonial- und Prunk- 
schwert war die kostbare Ausführung mit Gold- 
beschlag, Silber- und Goldeinlagen, Stein-, Glas- 
und Perlenschmuck angepaßt. Als Stichblatt ist, 
dem antiken Bronzeschwert entsprechend, eine kurze 
Verdickung angebracht, deren Form weniger zum 
Schutze der Hand im Kriege als zum bequemen 
Tragen und zur Schonung der Seidenkleider ent- 
standen war. 
Aus den japanischen Schätzen des 8. Jahrhunderts 
kennen wir auch zierliche und reich ausgestattete 
Kurzschwerter im gleichen chinesischen Tang- 
stile (Abb. 341), die in Japan am Gürtel getragen 
wurden, sowie Dolche und Messer. 
Die reichen Gold- und Silberbeschläge der Tang- 
zeit zeigen die durchbrochenen Muster der gräko- 
buddhistischen Ornamentik (Abb. 341,a—c) und der 
üppigen Pflanzenranken (d, f}. Daneben kommen 
Verzierungen auf der Lackscheide mit Tieren, 
Vögeln und Wolken vor (Abb. 340), aber niemals 
habe ich archaistische Ornamente, wie sie bei den 
Bronzewaffen üblich waren (Bd. I, Abb. 13), an Eisen- 
waffen gefunden. 
In der Sungzeit lernen wir als eine weitere Form 
  
Abb. 342 Würdenträger mit ge- 
radem, breitem Schwert, Stein- 
das breite Schwert von bedeutender Länge (Abb. 342) figur, etwa 3,5 m hoch, am Grabe 
. : 8 : des Kaisers Sentsong, gestorben 
kennen, das mit den mittelalterlichen Schwertern ın 63 : 
. . x : : : Aus:Cl nnes, Mission arch&o- 
Westasien und Europa viel Ähnlichkeit hat, Die ee a 1a ER an 
schwere Klinge dürfte die Benutzung mit beiden Hän- trionale) 
den erfordert haben, falls es überhaupt im Kriege 
Verwendung fand. Ähnliche Schwerter finden sich auf turkestanischen Fresken 
aus etwas früherer Zeit. 
Die Mingzeit griff auf den reichen Verzierungsstil der Tangzeit zurück und 
schmückte Griff, Scheide und Klinge mit oft überladenem Metallbeschlag, aber 
das Material und die Durcharbeitung der einzelnen Ornamente konnten sich mit 
den älteren Arbeiten nicht messen. Es war eine technisch geschickte, aber doch 
1) Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. III, Fig. 9. Schwert des Shotoku 
Taishi nach Honcho gunki Ko, gedruckt 1740, Bd.I, Fig. 27. Porträt des Prinzen 
Shotoku, Malerei Ende 7. Jahrhundert. 
 
	        
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