Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

914 Bronze — Münzen 
in dieser Miniaturausgabe (Abb. 358, a) beibehalten. Ursprünglich fehlte jede 
Inschrift, und erst in späterer Zeit wurde auf kleinen Stücken eine Wert- 
bezeichnung oder die Namenangabe der Orte, zwischen denen die Geldstücke 
Kurswert hatten, hinzugefügt. Allmählich verflachte der für den Stil bestimmte 
Hohlfortsatz zu einer eckigen Platte, und aus der meist etwas eingebogenen 
unteren Fläche entstanden viereckige oder halbkreisförmige Ausschnitte. }) 
„In dieser Weise?) entwickelten sich allerlei Abarten, von denen viele kaum 
noch eine geringe Ähnlichkeit mit dem Spaten aufweisen.“ ‚Die Chinesen hingegen 
sehen diese Münzen als Nachbildungen von Kleidern an und nennen sie Pu tsien, das 
heißt Gewandmünzen (Abb. 359). Daß in alten Zeiten Stofistücke getauscht worden 
sind, ıst wohl nicht zu 
bezweifeln, aber die Form 
der Pu tsien ist dem Ge- 
danken, daß sie Nach- 
bildungen von Gewän- 
dern seien, nicht gerade 
sünstig und die Um- 
bildung eines Gewandes 
in ein Metallstück etwas 
zweifelhaft. Man kann 
vielmehr mit größerer 
Wahrscheinlichkeit an- 
nehmen, daß die Pu- 
Münzen spätere Abarten 
der Spatenmünzen sind, 
trotzdem das große chi- 
nesische Münzenwerk die 
Spatenmünzen als Abart 
der Gewandmünzen be- 
zeichnet.“ Diesen Aus- 
führungen Roses möchte 
ich unbedingt zustim- 
men, denn die Spaten- 
form mit der hohlen Tülle 
ist wegen ihrer noch 
  
Abb.359 Bronzemünzen, dieker Guß, mit Reliefverzierung, ?/sder Original- 
größe. a—d, f verkümmerte Spatenmünzen, genannt Gewand-(Pu-) deutlichen Ähnlichkeit 
münzen, mit Schrift- und Linearzeichen. e Cas-eh, älteste Form mit . V "bild icher 
rundem Loch. Sammlung Knuth, Tsinanfu. Chouzeit, 1122—249 v. Chr. mit dem orbılde Sıcher 
(Originalaufnahme) die ältere Form : und 
ee wie wir bei den übrigen 
Münzen sehen werden, 
sind ausschließlich Metallgeräte das Vorbild gewesen. Die abweichenden Bezeich- 
nungen dürften erst später, als die Erinnerung an die Urform vergessen war, oder 
durch nicht mehr feststellbare Zufälligkeiten entstanden sein. 
In ähnlicher Weise bezeichnen die Chinesen eine der Spatenmünze vielleicht 
gleichaltrige Form (Abb. 358, b, c) als Brücken- oder Mondmünzen (Tschiau tsien), 
während sicher auch hier ein Metallgerät als Vorbild gedient hat. Ich vermute, daß 
es sich um Klangplattennachahmung handelt, ähnlich wie bei dem Glocken: 
!) Shenchoukuo Kuangtsi (Zeitschrift für chinesische Kunst und Archäologie), 
Shanghai, 1909, Heft 1 und 4 Abbildungen von Gußformen einiger Gewandmünzen. 
*) Rose, Chinesische Münzen, S. 91. 
  
  
  
  
 
	        
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