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Tangstil — Glasuren — Literatur 237
japanischer Kenner, Ninagawa Noritane, hart gebrannte Scherben mitdrei verschiedenen
Glasuren, hellerün, grau und grünlichweiß, gefunden, die vielleicht der Tangzeit ent-
stammen. Der Scherben ist, soweit die Berichte lauten, Fayence oder Steingut.
Auf der Buddhaschale (Abb. 383, b) finden wir auch streifenförmige Flecke, die der
Fluß der Glasur während des Brennens auf der gewölbten Form verursacht hat.
Unter der Weidynastie (220—265 n. Chr.) wurden in zwei Fabriken die Töpte-
reien für den kaiserlichen Palast erzeugt, und unter der Tsindynastie (265—419) sollen
grün glasierte Steingutgeschirre von primitiver Ausführung in der Provinz Chekiang
hergestellt worden sein. Der erste Kaiser der Suidynastie (581—618) verordnete
im zweiten Jahre seiner Regierung, daß ihm Werke von den Töpfern in Changnan
in der Provinz Kiangsi geliefert werden sollten. Hier blühte also bereits im Anfang
des 7. Jahrhunderts eine Töpfereiindustrie, und da sich an derselben Stelle die größten
Lager von Porzellanstein — Kaolin — befinden,
so blieb diese Gegend bis zur Neuzeit der
Mittelpunkt der später entstehenden Porzellan-
industrie. Im 10. Jahrhundert wurde dort
eine kaiserliche Fabrik gegründet, die unter
dem Kaiser Chingte (1004—1007) den Namen
Chingtechen erhielt und bis zu ihrer Zerstörung
in der Taipingrevolution (1860) den Weltruf
chinesischer Porzellanfabrikation begründete.
Aber auch an anderen Orten, wie Hangchou
und Lungchüan, wurden glasierte Steingut-
waren hergestellt.
Chinesische Schriftsteller!) berichten, daß
im Anfang des 7. Jahrhunderts der Präsident
des Ministeriums für öffentliche Arbeiten,
Ho Chou, Versuche anstellte, um die verloren
gegangenen Geheimnisse des opaken Glas-
flusses wiederzufinden. Nach Hirth war ‚das
Resultat jener Versuche die Erfindung der
erünen“ Glasuren. Es kann sich aber nur v
um die dickflüssigen und leuchtenden Glas-
“ : ne Abb. 383 Tiefe Kummen, „Buddhaschalen‘,
flüsse (8. 244) gehandelt haben, da grune nach unten verjüngt, oben eingebuchtet,
Glasuren schon in der Hanzeit häufig waren. auf weißen Matten stehend, Töpferei mit
s ; = grünlichen Glasuren und Flecken, im Schatz-
Andere literarische Quellen?) berichten hause Shosoin, Nara, Japan, 8. Jahrhundert
: - Aus: Toyei Shuko, Bd. V
von der Verwendung der Töpfereien zum Tee- a ,
trinken und von der Wertschätzung von grünen
und im Anschlag musikalisch klingenden Gefäßen. Um 615 gelang es einem Keramisten
in Changnan, die Imitation von weißem Jade auszuführen. Er soll den Scherben aus
fein geschlemmtem Ton verhältnismäßig dünn mit hohem Glanz hergestellt haben.
Kein Stück ist erhalten. Jedenfalls erregte die neue Erfindung solches Aufsehen, daß
er Aufträge für den kaiserlichen Hof erhielt. In anderen Fabriken, von denen
mehrere aus der Tangzeit genannt werden, wurde gelbliche Ware von geringer
Qualität und weiß, das mit Eis oder Silber verglichen wurde, hergestellt. Auch ein
in den Scherben eingeschnittenes Relief von Fischen und Wellenmustern wird erwähnt.
1) Hirth, Chinesische Studien, 1890, Chinesische Porzellanindustrie 8. 49. — Bushell,
Description of Chinese Pottery and Porcelain, being a translation of the T’ao Shuo (Be-
schreibung von chinesischen Töpfereien), 1774, Oxford, 1910. — Brinkley, Japan und
China, Bd. IX, 5 18.
2) Cosmo Monkhouse, A history and description of Chinese porcelain. With notes
by S. W. Bushell, 1901, 8. 15.