Seladon — Verbreitung — Europa — Asien 247
Kämpfer (um 1690) berichtet, daß in Japan die importierten Glasurgefäße
für Kultzwecke und besonders für die Teezeremonien angewendet wurden. Die Ein-
führung der Glasurfabrikation scheint unmittelbar mit der steigenden Beliebtheit
des Teekonsums zusammenzuhängen, aber die Fabriken in Seto reichten nicht aus,
den Bedarf zu decken, und so blieb der Import vom Festlande nach gewissen Be-
ziırken Japans stets notwendig. Als im 15. Jahrhundert die Chinesen aufhörten,
glasierte Steingutwaren in Massen zu exportieren, und im wesentlichen nur noch
mit den billigeren echten Porzellanen handelten, da wurden die alten Töpfereien in
Japan immer mehr begehrt und stiegen enorm im Preise.
Als Hideyoshi (gest. 1598) die Teezeremonien wieder neu belebt hatte und die
Nachfrage nach den hierzu durch Tradition und Mode notwendigen alten Steingut-
gefäßen weiter gesteigert wurde, bezahlte man Preise, die in gar keinem Verhältnis
zu dem Wert des Gegenstandes selbst standen. Der Jesuit Frois!) berichtet in
seinem Sendschreiben von 1585, von wo es auch Lindschotten?) (1598) übernommen
hat, daß der König von Bungo ‚für einen alten Topf 14000 (?) Dukaten (eine
Silbermenge im Gewicht von etwa 84000 Mark) und ein Christ für einen in drei
Teile zerbrochenen Topf 1400 Dukaten gegeben haben“.
Morga®) berichtet (1609), „daß sehr alte Tonkrüge von dunkelbrauner Farbe,
von schlechtem Aussehen, mit Stempeln und Zeichen, die jetzt nicht gemacht werden,
von den Japanern gesucht werden. Dieselben werden mit Gold belegt und in
Brokaten verpackt. Solche Krüge werden auf 2000 Taels geschätzt.“
Die Jesuiten scheinen das Augenmerk Hideyoshi’s auf die auf den Philippinen
zahlreich und billig vorhandenen Tongefäße gelenkt zu haben. Der Jesuit Frois *)
schreibt 1595: ‚In den Philippinen findet man etliche Geschirre, Bajoni genannt,
welche daselbst gar gering, in Japan aber hoch geachtet werden (denn der
köstliche Saft, Cie (Tee) genannt, sich gar wohl darinnen hält), also was bei den
Philippinen zwo Kronen gilt, wird in Japonia viel teurer geschetzt und wird von
ihnen als Edelgestein für den größten Reichtumb gehalten.“ Eine ähnliche
Wertschätzung gilt noch heute in Japan. Nur wird nicht nur der historische,
sondern auch der Seltenheitswert nach technischen und ästhetischen Gesichts-
punkten geschätzt.
In einigen Gegenden Asiens wurden andere Zweckformen besonders begehrt.
Borneo wird schon vor Jahrhunderten als Handelsplatz für Töpfereien erwähnt.
John berichtet?) aus dem letzten Jahrhundert von einem dunkel olivgrünen,
zwei Fuß hohen Krug auf Borneo von fabelhaftem Wert, und Ling Roth®)
gibt sogar eine vollständige Liste der Werte von Tonkrügen, die einen Tauschwert
wie Geld besaßen. Krüge mit Drachenverzierung wurden besonders als Urnen für
die Knochenreste der Verstorbenen begehrt. Die Dajaks auf Borneo sollen sogar
!) Neue, warhaffte, ausführliche Beschreibung der Jüngstabgesandten Japanischen
Legation gantzen Raiß auß Japon biß gen Rom u. s. w. Mit vorhergehender Beschreibung
der Japanischen -Landsart, Gebreuch, Sitten und Natur. Dillingen 1587. S. 20.
2) Linschoten, The voyage of J. H. van Linschoten, of the East Indies. From the
old english translation of 1598. London, Hakluyt Society 1885, 8.158. — Original,
II, 1596. De Bry in holländisch. — Deutsche Übersetzung, 1598, Frankfurt a. M., 8.74.
3) A. de Morga, The Philippine Islands, Moluccas, Siam, Cambodja, Japan and
China at the close of the sixteen century. Original, Mexico 1609. Englische Übersetzung,
Hakluyt Society, London 1868.
4) Frois, Zweye neue Jahrschreiben aus Japonia. Eines was fruchtbares in diesem
1595 Jahre im Weinberg deß Herrn ausgerichtet. Aus dem italienischen ins teutsch
übersetzt. Meyntz 1598. 8. 6.
5) John, Life in the forests of the far East, I., S. 300.
6) Ling Roth, The natives of Surawak and British North Borneo, I., S. 112.